Verjage keine Raben, vielleicht will er mit dir reden
Das Buch macht mit dem Leser Zeitsprünge von der Gegenwart in die 60er Jahren des letzten Jahrhunderts und zum 1. Weltkrieg. Es ist mystisch, historisch, ruhig, trotzdem interessant und spannend. Zwischendurch und am Ende ist es sehr
emotional.
Es gibt eine alte Legende, in der ein Krähenvogel die Seelen des Verstorbenen ins Reich der Toten…mehrVerjage keine Raben, vielleicht will er mit dir reden
Das Buch macht mit dem Leser Zeitsprünge von der Gegenwart in die 60er Jahren des letzten Jahrhunderts und zum 1. Weltkrieg. Es ist mystisch, historisch, ruhig, trotzdem interessant und spannend. Zwischendurch und am Ende ist es sehr emotional.
Es gibt eine alte Legende, in der ein Krähenvogel die Seelen des Verstorbenen ins Reich der Toten bringt. Sollte aber etwas sehr Folgenschweres mit dem Verstorbenen passiert sein und seine Seele keine Ruhe finden, könnte der Krähenvogel den Toten wieder ins Reich der Lebenden zurück bringen.
Die Geschichts- und Sprachenlehrerin im Ruhestand Irene Beaudoire ist Witwe, Frederic, ihr Mann ist im ersten Weltkrieg gefallen. Ihre Tochter ist weggezogen. Sie hat nur Bavette, ihre Katze und Erinnerungen. Sie ist viel alleine und mit der Zeit hat sie sich seltsame Verhaltensweisen angewöhnt.
Sie verbringt ihre Zeit damit, verwahrloste heimatlose Streuner bei sich ein Zuhause zu geben. Selbst die Hinterhof-Ratten würde sie am liebsten füttern. Nicht mehr viele halten sie nicht für eine absonderliche Alt“ oder erinnern sich an sie als engagierte Lehrerin der Oberschule. Einer davon ist zum Beispiel Gustave, er ist ein alter Freund und Antiquitätenhändler. Mit ihm teilt sie eine furchtbare Erinnerung an längst vergangene Zeiten.
1969, Lothringen, Frankreich
Es ist in einer regnerischen Vollmondnacht, Irène steigt auf ihr altes Fahrrad und fährt in den nahe gelegenen Stadtpark. Dabei hat sie eine warme Decke und Proviant. Sie ist entschlossen, die Entstehung eines Mondbogens - dieses besondere Naturschauspiel zu erleben.
Mitten im Ersten Weltkrieg, Lothringen, Frankreich
Grelle Blitze, ein unablässiges Grollen und Donnern durchbeben die Landschaft. Das Gebiet ist zerschnitten durch Wälle und Gräben, übersät mit Leichen und Pferdekadavern. In dieser Region wird stark gekämpft.
Giftgas, Granateinschläge, Flammenwerfer haben Lothringens Wälder und Landschaften in eine Kraterlandschaft verwandelt. Die französischen Truppen drohen von den Deutschen ausgelöscht zu werden. Soldaten, rennen durch die kilometerlangen Stellungen, bringen Verletzte in die Schützengräben; Befehle gellen durch die Luft. Über dem Durcheinander aus Geschrei, Gewalt und Kanonendonner liegt der beißende Gestank gemischt aus Rauch, blutgetränkter Erde und verbranntem Fleisch.
Ein behelfsmäßiges Lazarett im Schützengraben: Ein ganz junger Mann – gerade erst erwachsen geworden - liegt fiebertraumgeplagt auf einer dreckigen Matratze inmitten vieler Verwundeter, in Stöhnen und Schreien. Er leidet entsetzliche Schmerzen.
Während manch einer seinen letzten Atemzug macht, hält nur der Gedanke an seine Braut zuhause ihn am Leben. Er würde so gerne noch einmal mit ihr tanzen, die Gelegenheit haben ihr zu sagen, wie sehr er sie liebt.
Irene hat nie erfahren, was ihrem Mann passiert ist und wie, wo und unter welchen Umständen er gefallen ist. Als er nicht aus dem Krieg heimkehrte, wollte Irenes Vater durchsetzen, dass sie erneut heiratet. Doch sie weigerte sich, sie studierte Lehramt und unterrichtete bis zu ihrer Rente.
Während dieser magischen Nacht unter einem Mondbogen kommt es zu einer erstaunlichen Begegnung zwischen Irène Beaudoire und einem Raben, den Irene Jacques Schroeder nennt. Er trägt in einem Medaillon Gegenstände mit sich, die es eigentlich seit Jahrhunderten nicht mehr geben dürfte.
Irène findet in dem Anhänger etwas, das sie zurück in ihre Vergangenheit – genauer gesagt in die Zeit des 1. Weltkrieges bringt. Sie ist gezwungen, sich mit den Begebenheiten von damals auseinanderzusetzen. Der Rabe hilft ihr mit seinen Fähigkeiten die Botschaften aus der Vergangenheit zu enträtseln und eine verlorengeglaubte Liebe zu erlösen.
Die Nachkriegsgenerationen können nur bruchstückhaft erahnen, was Menschen wie Irene, Gustave, Frederic und viele andere erlitten in den Weltkriegen, in der Zeit des Wiederaufbaus erlebt und erlitten haben.
Joachim Sohn ist es gelungen mit „Die Nacht des Mondbogens“ eine Geschichte zu schreiben, wie man sie nicht oft findet. Die Erzählung gräbt sich tief in die Seele und verschafft dem Leser gleichzeitig Gänsehaut und ein Lächeln.
Sein Schreibstil ist schnörkellos, sehr direkt und ohne frei von Effekthascherei oder übertriebener Dramatik. In dieser Schlichtheit wirkt die Geschichte viel eindrücklicher. Den meisten Lebensgeschichten muss man nichts weiter andichten – das ist hier geschehen: eine „einfache“ Lebensgeschichte in einfachen Worten. Dieses tiefgründige Buch, bewegt und regt zum Nachdenken an.
Das Cover ist ein wenig düster, es wirkt sehr mystisch. Obwohl es in eher dunklen Farben gehalten ist, ist es sehr detailreich. Eine alte Frau mit Fahrrad fährt über eine Brücke, hinter/über ihr ein Rabe und der Vollmond mit dem Mondbogen. Das Cover ist sehr gut gelungen und passend zum Inhalt.
Cover und Illustrationen im Buch runden die Geschichte perfekt ab. Kleines Highlight für aufmerksame Leser, es gibt ein Daumenkino: einen fliegenden Raben.