Finnland zur Neujahrsnacht. Während alles auf den Beinen ist, um zu feiern, sitzt ein Flüchtling alleine in seiner Unterkunft. Gesellschaft leistet ihm zunächst nur der Wein, aber dann auch Jesus Christus, der über eine Leiter vom Himmel herabsteigt und an seinem Tisch Platz nimmt. Er sei gekommen, um zu vollbringen, was beim ersten Mal nicht gelungen war: die Menschheit zu erretten. Sein einziges und letztes Wunder sei es, die Botschaft der Liebe zu verkünden. Sein Gegenüber, ein fürsorglicher advocatus diaboli, zweifelt an diesem Vorhaben und will Jesus davon abbringen, denn die Menschen seien seit Golgatha nicht besser geworden. »Sie werden dich wieder ermorden! Wer Liebe sät, erntet Blutvergießen.« Der vor Gewalt und Verfolgung Geflohene versucht also, den Retter zu retten. Und das, obwohl Jesus ihm die Liebe seines Lebens abspenstig gemacht hatte. Diese letzte Nacht, in der Jesus herabsteigt, erzählt von den großen Fragen einer Menschheit, die nicht in Frieden leben kann. Dabei kommt es zu einer berührenden Begegnung mit einem Erlöser, der erstaunlich menschlich ist.
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Ein "Jesus-Buch" der ganz besonderen Art Mit dem Roman "Die Nacht, in der Jesus herabstieg" hat der Kurde Sherzad Hassan eine wort- und denkmächtige Abrechnung mit den Versprechungen der Erlöserreligionen geschrieben. Irgendwo in Finnland zur Jahrtausendwende. Draußen wird gefeiert; drinnen, in einem kleinen Zimmer, sitzt ein mittelloser Flüchtling, wartet auf ein "Stück Papier", also seinen Asylbescheid, trinkt Rotwein, hört Bachs Matthäuspassion und denkt in einem überschäumenden Wort-Delirium über Gott und die Welt nach. Oder besser: über Jesus Christus. Und in einer Mischung aus Traum, Vision, im Schmerz seiner Heimatlosigkeit sieht er Jesus plötzlich vom Himmel herabsteigen - und in sein Zimmer einkehren. Das sind die zunächst bizarr anmutenden Grundkoordinaten des außergewöhnlichen, doppelbödigen Roman-Hybriden "Die Nacht, in der Jesus herabstieg" des kurdischen Autors Sherzad Hassan, der jetzt in deutscher Erstübersetzung im Grazer Klingenberg-Verlag veröffentlicht wurde. Aus dem Kurdischen (Sorani) übersetzt wurde das Werk - eine sprach- und denkmächtige Mischung aus Religionsphilosophie und Kritik nicht nur an islamischen Extremismen - von Ute Cantera-Lang und Rawezh Salim. Irgendwo in Finnland zur Jahrtausendwende. Draußen wird gefeiert; drinnen, in einem kleinen Zimmer, sitzt ein mittelloser Flüchtling, wartet auf ein "Stück Papier", also seinen Asylbescheid, trinkt Rotwein, hört Bachs Matthäuspassion und denkt in einem überschäumenden Wort-Delirium über Gott und die Welt nach. Oder besser: über Jesus Christus. Und in einer Mischung aus Traum, Vision, im Schmerz seiner Heimatlosigkeit sieht er Jesus plötzlich vom Himmel herabsteigen - und in sein Zimmer einkehren. Das sind die zunächst bizarr anmutenden Grundkoordinaten des außergewöhnlichen, doppelbödigen Roman-Hybriden "Die Nacht, in der Jesus herabstieg" des kurdischen Autors Sherzad Hassan, der jetzt in deutscher Erstübersetzung im Grazer Klingenberg-Verlag veröffentlicht wurde. Aus dem Kurdischen (Sorani) übersetzt wurde das Werk - eine sprach- und denkmächtige Mischung aus Religionsphilosophie und Kritik nicht nur an islamischen Extremismen - von Ute Cantera-Lang und Rawezh Salim. Zum Autor Sherzad Hassan wurde 1951 in Erbil, im kurdischen Teil des Irak, geboren. Aufgrund seiner kritischen Haltung wurde 1997 eine Fatwa gegen ihn ausgesprochen, die ihn zur Flucht nach Finnland veranlasste. Jesus ist gekommen, um das zu vollbringen, was beim ersten Mal nicht gelungen ist - die Errettung der Menschheit. Doch der Flüchtling, bei dem er eine Herberge findet, will ihn verzweifelt von seinem Vorhaben abbringen, wähnt Jesus erneut in Todesgefahr, denn: "Die Menschen sind seit Golgotha nicht besser geworden." In einer wilden, zwischen Hoffnung und Verzweiflung taumelnden Suade verhandelt Hassan die großen Fragen der Menschheit: Frieden, Freiheit, Gewalt, Verfolgung. In erster Linie aber, so der selbst verfolgte Schriftsteller, sei sein Buch eine Abrechnung mit den Erlöserreligionen. "Ich stelle die Idee des Erlösers und Wundermanns infrage." Und weiter: "Ich kritisiere jede Religion, die ein freies Leben der Menschen verneint und ich bin ein harter Kritiker jeder Religionsform, die im Namen Gottes Blutbäder anrichtet." Ein "Jesus-Buch" der besonderen Art also, eine grandiose Provokation, eine Herausforderung zum Nachdenken. Darüber, was sich geändert hat auf dieser Welt in den letzten 2000 Jahren. Bernd Melichar, Kleine Zeitung vom 17.12.2022 https://www.kleinezeitung.at/kultur/6228490/Buch-der-Woche_Sherzad-Hassan_Ein-JesusBuch-der-ganz-besonderen-Art