Während Angela Merkel mit ihrer Aussage "Das Internet ist für uns alle Neuland" Kopfschütteln verursachte, stimmt das durchaus für das digitale Geld - zumindest noch. Kryptowährungen wie Bitcoin werden bei vielen Menschen als "Erpresserwährung" von Kriminellen oder aufgrund seiner Wertschwankungen
als unsichere Geldanlage angesehen, aber Cyrus de la Rubia ist sich sicher, dass es in 10 Jahren…mehrWährend Angela Merkel mit ihrer Aussage "Das Internet ist für uns alle Neuland" Kopfschütteln verursachte, stimmt das durchaus für das digitale Geld - zumindest noch. Kryptowährungen wie Bitcoin werden bei vielen Menschen als "Erpresserwährung" von Kriminellen oder aufgrund seiner Wertschwankungen als unsichere Geldanlage angesehen, aber Cyrus de la Rubia ist sich sicher, dass es in 10 Jahren anders aussehen wird. In "Die neue Vielfalt des Geldes" skizziert er, wie Digitalwährungen selbstverständlich geworden sind, die Blockchain-Technologie auch außerhalb des Finanzwesens für Verträge aller Art eingesetzt wird und das Bargeld fast verschwunden ist.
Aber zuvor beschreibt de la Rubia unser herkömmliches Geld- und Zahlungssystem. Er erläutert die Rolle der Zentral- und Geschäftsbanken und den Prozess der Geldschöpfung, zeigt die Unterschiede zwischen Bargeld und Buchgeld auf und stellt die Funktion von Zahlungsanbietern wie PayPal vor. Dann gibt es einen kurzen Überblick über die heutigen Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum, Stablecoins und eine Erläuterung der Blockchain-Technologie. Besonders gut fand ich die Schilderungen zum Bitcoin-Zahlungsvorgang sowie die Klärung der Frage "Ist Bitcoin Geld?". Zwar bewertet der Autor die einzelnen Kryptowährungen, aber eine grundsätzliche Kritik an der Technologie sucht man vergebens.
Aufbauend auf dem derzeitigen Stand der Technik entwickelt de la Rubia, wie die neue Vielfalt des Geldes in naher Zukunft aussehen könnte. Überall auf der Welt forschen die Notenbanken zu digitalen Zentralbankwährungen. In Nigeria und auf den Bahamas verwendet man sie schon, ansonsten gibt es viele Pilotprojekte in China (e-CNY), Süd-Korea oder sogar in Frankreich mit dem "France CBDC“. Das hat mich angesichts unserer europäischen Währung doch sehr gewundert, aber der Autor hat diese Parallelentwicklung zum digitalen Euro nicht weiter aufgeklärt.
Immer wieder geht de la Rubia auf das disruptive Potential von Bitcoin & Co. ein. Seine Analyse bleibt dabei immer nüchtern und sachlich. Ist Bitcoin ein Ersatz für das Zentralbankgeld? Welche Aufgaben bleiben für Banken? Welche Regularien sind sinnvoll und notwendig? Werden die Menschen Digitalwährungen überhaupt akzeptieren (Stichwort: der gläserne Kunde, Repressalien durch die Politik)?
De la Rubia erläutert die Zukunftsfelder, die eine Ethereum-Blockchain ermöglicht und geht auch ins Detail (z. B. Tokenisierung von Vermögenswerten wie Immobilien). In diesem Zusammenhang geht der Autor auch auf NFT (Non-Fungible Token) ein, die von der Kunstszene für digitale Kunstwerke eingesetzt werden und auf der Ethereum-Blockchain basiert.
Die Vielfalt des Geldes wird auch gesellschaftliche Folgen (Strukturwandel, neue Geldordnung) haben. Im Einzelnen geht es um den Bedeutungsverlust von Bargeld, der finanziellen Inklusion ("Banking the Unbanked"), aber auch um größeren Aufklärungsbedarf bei der Geldanlage und neue makroökonomische Stabilitätsrisiken.
Dem Autor gelingt es, die epochalen Veränderungen, die uns die digitalen Währungen, die Blockchain-Technologie sowie die Tokenisierung von Vermögenswerten bringen werden, sachlich neutral und verständlich näher zu bringen.
Wird alles so kommen, wie der Autor es präsentiert hat? In 10 bis 15 Jahren wissen wir es.
Leider wurde mir das Lesen durch die verwendete "geschlechterinklusive Sprache" erheblich erschwert. Sätze werden verunstaltet und sind teilweise fast unlesbar, grammatisch und im Wortsinn auch inhaltlich falsch. Da wird uns eine angeblich „natürliche Sprachentwicklung“ von einer intoleranten Minderheit als politisch totalitäres Weltbild aufgezwungen. Widerstand ist dringend notwendig. Die Kontrolle über die Sprache ist erst der Anfang, wie schon Orwell wusste.
(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)