Ludwig Winder (1889 - 1946) darf mit seinen in den letzten Jahren wiederentdeckten Romanen und Erzählungen, die psychologischen Verismus mit gesellschaftspolitischem Bewußtsein verbinden, als einer der bedeutendsten Vertreter der Prager deutschen Literatur gelten.Bisher nur wenig bekannt ist sein in der englischen Emigration entstandenes engagiert-realistisches Spätwerk, und doch gehört es zu den eindringlichsten Zeugnissen der Exilliteratur. Der hier erstmals aus dem Nachlaß veröffentlichte Roman "Die Novemberwolke", dessen Handlung sich auf Ereignisse einer einzigen Bombennacht in einem Mietshaus während des Luftkrieges über London konzentriert, schildert Menschen in einer scheinbar ausweglosen Extremsituation, zeigt sie in ihrer Todesangst und ihrem Gottvertrauen, ihrem Mut und ihrem Versagen. Über allem steht die Frage nach der "Unlogik des Schicksals", dem Sinn des Leidens in der Welt, auf die der Dichter am Ende eine eigene Antwort findet: "Wann wird der Schmerz eines Menschen wieder etwas bedeuten?" In seinem Appell an die Menschlichkeit auch in Zeiten der Barbarei ist Winders Roman bis heute aktuell geblieben.
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