Unterrichtsentwurf aus dem Jahr 2023 im Fachbereich Theologie - Praktische Theologie, Note: 1,7, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Theologische Fakultät), Sprache: Deutsch, Abstract: Im Zentrum der auszuarbeitenden Doppelstunde („Der Kreuzestod aus historischer und biblischer Perspektive“) für eine zehnte Klasse des Gymnasiums sollen die historischen Umstände und Facetten der Kreuzigung stehen und mit der biblischen Darstellung verglichen werden. Das Leiden und Sterben von Jesus Christus ist ein breiter Themenkomplex, der konstitutiv für die Rede von Jesus Christus als Gott und Mensch ist. In seinem Zusammenhang stellt sich die Frage nach dem (historischen) Leben Jesu bis zur Kreuzigung und der theologischen Wirkmacht der Auferstehung. Die Passion Jesu Christi kann als Bündelungspunkt verschiedener theologischer Anfragen, zum Beispiel der Christologie und der Soteriologie oder auch der exegetischen Frage nach der Bedeutung der verschiedenen Deutungen des Todes Jesu im Neuen Testament verstanden werden. Aber auch im Bereich der Forschung zum historischen Jesus stellen sich verschiedene Anfragen, zum Beispiel an die Bedingungen des Prozesses und die Umstände der Kreuzigung Jesu. Als Texte kommen aufgrund der historischen Ausrichtung der Doppelstunde neben den Evangelientexten auch Texte aus der Umwelt des Neuen Testaments (Flavius Josephus und Tacitus) infrage. Mit den Schüler:innen soll erarbeitet werden, welche Intention die jeweiligen Texte verfolgen und der Wahrheitsanspruch der Quellen diskutiert werden. Die für den Religionsunterricht relevante existenzielle Frageperspektive (z. B. „Was bedeutet der Tod Jesu für mich?“) soll im Horizont der zu vermittelnden Unterscheidung von historischen Aussagen und Glaubensaussagen angedeutet werden. Diese Ausrichtung der Unterrichtseinheit eröffnet m. E. die Möglichkeit, über heikle Themen wie z. B. die antijüdischen Tendenzen in den Passionserzählungen der Evangelien in einen Dialog zu treten und Perspektiven für den sorgfältigen, historisch-kritisch informierten Umgang mit den biblischen Schriften aufzuzeigen. Grundlegend soll dabei auch der Unterschied des historischen Jesus vom kerygmatischen Christus bedacht werden.