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In diesem Buch befasst sich Anton Liavitski mit der Geschichte des politischen Denkens in Weißrussland zur Zeit des Übergangs des Landes zu einem autoritären Regime. Die Perestroika ermutigte verschiedene gesellschaftliche Akteure über Wandel und Reformen nachzudenken. Der Konsens, den Sozialismus zu reformieren, stammte noch aus dem alten sowjetischen Diskurs. Die Reformer nutzten bekannte Kategorien, füllten sie aber mit neuen, "liberalen" Bedeutungen. Auf diese Weise formte sich eine politische Sprache, die sowjetische Vorstellungen über Selbst, Handlungsmacht und Geschichte mit…mehr

Produktbeschreibung
In diesem Buch befasst sich Anton Liavitski mit der Geschichte des politischen Denkens in Weißrussland zur Zeit des Übergangs des Landes zu einem autoritären Regime. Die Perestroika ermutigte verschiedene gesellschaftliche Akteure über Wandel und Reformen nachzudenken. Der Konsens, den Sozialismus zu reformieren, stammte noch aus dem alten sowjetischen Diskurs. Die Reformer nutzten bekannte Kategorien, füllten sie aber mit neuen, "liberalen" Bedeutungen. Auf diese Weise formte sich eine politische Sprache, die sowjetische Vorstellungen über Selbst, Handlungsmacht und Geschichte mit neoklassischer Wirtschaftslehre zu verbinden wusste. Thematisch hob sie insbesondere die Rolle von Individualismus, Märkten und objektiven Wirtschaftsgesetzen hervor. Diese eigenständige, innovative Sprache der Perestroika drang dann in neue Bereiche ein, passte sich jeweils an die Umstände an und löste sich schließlich in einer konservativen Gegenreaktion auf, die Alexander Lukaschenko verkörperte.

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Autorenporträt
Anton Liavitski ist GIAS Fellow am Institute für Advanced Study an der Central European University in Budapest und European Humanities University in Vilnius.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ist Alexander Lukaschenko ein bloßer Machtopportunist, dessen Erfolg keinerlei ideologische Komponente hat? Anton Liavitskis Buch argumentiert laut Rezensentin Antea Obinja gegen diese in wissenschaftlichen Auseinandersetzungen verbreitete Position. Der Politikwissenschaftler Liavitski zeichnet in seiner Dissertation aus einer genealogischen Perspektive nach, wie Lukaschenko in der Umbruchphase nach dem Ende der Sowjetunion an die Macht kommen konnte. Historische Quellen vermitteln, so Obinja, einen Eindruck der intellektuellen Debatten, die sich, wie das Buch darlegt, in Belarus vor allem zwischen zwei Positionen aufspannten, einer, die romantisierend auf die Sowjetunion zurückblickt und eine reformerische, auf Marktwirtschaft und damit eher auf Strukturen als auf Menschen fixierte. Die Rezensentin legt im Anschluss an Liavitski dar, wie die Reformer zunächst die Oberhand hatten, bald aber, aufgrund wirtschaftlicher Probleme und einer grassierenden Sowjetnostalgie, in die Defensive gerieten, was in Lukaschenkos Wahlsieg seinen finalen Niederschlag fand. Eine lohnende Lektüre, findet Obinja, wenn man sich auf den akademischen Schreibstil einlässt, erfährt man viel über ein Land, das zwar fest in autokratischer Hand, aber für die Demokratie, das zeigt seine Geschichte, keineswegs verloren ist.

© Perlentaucher Medien GmbH