Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Politik - Politische Theorie und Ideengeschichte, Note: 1,0, Universität zu Köln, Veranstaltung: Religiöse Erfahrung und Repräsentation, Sprache: Deutsch, Abstract: Von vielen modernen Religionsforschern wird das Opfer als die heilige Handlung schlechthin, als Wesenselement der Religion angesehen. Dementsprechend gibt es so gut wie keine Religion, die nicht Opfer in irgendeiner erdenklichen Form kennt. So unterschiedlich jedoch die Religionen sind, so unterschiedlich ist auch die Perzeption vom Opfer. Während die altiranischen Religionen, die der des Propheten und Religionsstifters Zarathustra vorausgingen, sehr ritualträchtig waren und speziell das Opferritual eine wichtige Bedeutung innehatte, attestieren viele Autoren Zarathustras Lehre eine gewisse „Reinheit“, die vor allem der inneren Haltung eine besondere Wichtigkeit einräumte. Ich möchte mich in dieser wissenschaftlichen Arbeit der Fragestellung widmen, wie das Opfer in Zarathustras Schriften thematisiert wird. Diese Frage ist insofern von Belang als der Aspekt des Blutopfers bei Zarathustra in der Wissenschaft hoch umstritten ist: Einige Autoren lesen aus den Gāthās eine strikte Ablehnung des Opferrituals heraus, andere argumentieren, in den zoroastrischen Gemeinden der nachzarathustrischen Periode seien sehr wohl Formen des Opfers – auch des Blutopfers – praktiziert worden. Hierbei ist auch anzumerken, dass die Übersetzungen der Primärtexte teilweise stark divergieren, was eine zusätzliche Schwierigkeit für die Interpretation darstellt. Deswegen dient diese Arbeit natürlich weder der definitiven Klärung dieser Problematik noch der Suche nach endgültigen Antworten, sondern soll vor allem einen Überblick liefern. Dazu sollen zunächst allgemein die verschiedenen Formen des Opfers und die entsprechenden Opfervorstellungen dargelegt werden. Anschließend sollen Zarathustras wichtigste religiöse Prinzipien und deren Vereinbarkeit mit dem Opferritual untersucht werden, wobei ein besonderes Augenmerk auf die Perzeption des Blutopfers und des Haomaopfers gelegt wird.