Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Universität des Saarlandes (Germanistik), Veranstaltung: PS Dantons Tod, Sprache: Deutsch, Abstract: Georg Büchners Dantons Tod erscheint 1835, also fast 40 Jahre nach dem Großereignis der französischen Revolution, das nachhaltig die gesamte Gesellschaft in Europa mit seinen tiefgreifenden Wirkungen erfasst. Aus Deutschland muss Büchner 1831 nach Strasbourg fliehen, weil er dort wegen seinen republikanischen Ideen von seinen restaurierten adeligen Herren verfolgt wird. Hier, in Frankreich sieht er sich einem weiter fortgeschritten Prozess, der Auflösung der Stände gegenüber, denn nach zunächst geglückter Herrschaft des Bürgertums und der napoleonischen Kaisermonarchie erhebt sich das nun zum „Vierten Stand“ degradierte Volk erneut, um für die Hinwendung zu seinen materiellen Problemen zu kämpfen. Für Büchner könnte die Französische Revolution und ihr Fortgang im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts erst der Anfang eines Prozesses gewesen sein, „der die Geschichte des Bürgerkönigtums entscheidend prägte“ , denn das Bild vom revolutionären Treiben, das ihm in Frankreich geboten wird, sind Straßenkämpfe um den Seidenweberaufstand in Lyon. ... In diesem Klima der schwelenden Aufstände in Frankreich und der Inspiration der französischen Literatur entsteht seine Idee zu seinem Revolutionsdrama, das mit geschichtsphilosophischen und persönlichen Auseinandersetzungen der historischen Charaktere der französischen Revolution angereichert ist. Aus der Zerrissenheit dieser Charaktere formt Büchner einen dramenhaften Diskurs über politische, philosophische, religiöse Kritik und der Vision einer armenlosen Gesellschaft. Dabei kreist Büchners „Religion in der erzählerischen oder szenischen Darstellung, […] wenn sie nicht in Hohn und Spott erschöpft, gleichsam überkonfessionell-ortlos und im Übergang zum philosophischen Diskurs, um die dogmatischen Kernfragen der Schöpfungslehre, von Sünde und Schuld, Leid und Vergebung.“ Immer wieder tauchen in diesem Zusammenhang Hinweise auf die Theodizee auf, deren Rezeption „Ausdruck der prekären Stellung der modernen Tragödie zwischen Theodizee und Geschichtsphilosophie“ ist. Büchner befindet sich damit also auf der Höhe seiner Zeit, wenn er die etablierten Denkrichtungen der Religion und Philosophie hinterfragt und dabei eng mit dem gesamtgesellschaftlichen Diskurs des 19. Jahrhunderts über die Kritik am Idealismus verbunden ist. Das dies für die Beantwortung der literarischen Epochenfrage von essentieller Bedeutung ist, soll dies nun in dieser Arbeit am Beispiel des Dramas Dantons Tod herausgestellt werden.