Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: Sehr gut (-), Philipps-Universität Marburg (Institut für Neuere Deutsche Sprache und Literatur), Veranstaltung: MS Thomas Manns "Buddenbrooks" und die Decadence des Fin de Siecle, Sprache: Deutsch, Abstract: Vorwort Angeblich handelte es sich "bei Thomas Manns Verhältnis zur Philosophie [...] recht besehen um ein Unverhältnis"1, die philosophischen Kenntnisse Thomas Manns seien gering gewesen. Arthur Schopenhauer und Friedrich Nietzsche aber wurden von Thomas Mann immer wieder herangezogen. Thomas Manns intensive Schopenhauer-Lektüre ist nach eigenen Angaben in späteren Briefen im Jahre 1899 anzusiedeln. Eine Vordatierung auf 1895/1896 ist unwahrscheinlich, da die frühen Romankonzeptionen keine schopenhauerschen Motive zeigen und die Verarbeitung des Leseerlebnisses in den Buddenbrooks sich auf Thomas Buddenbrooks Schopenhauer- Rausch beschränkt und ein "auffallend untypisches Einsprengsel darstellt "2. Die Lektüre hingegen ist viel früher, schon im Jahre 1894 anzusetzen und streckte sich über Jahrzehnte hin. Thomas Mann soll sich nicht nur mit Nietzsches eigentlichem philosophischen Werk, sondern auch mit dessen Briefen und zahlreichen Werken über Nietzsche beschäftigt haben. Jedoch ist seine Nietzscheauffassung und -auslegung, je nach politischen und gesellschaftlichen Geschehnissen argen Schwankungen unterworfen. Der Einfluss der Philosophie Schopenhauers auf die "Buddenbrooks" ist umstritten. Nach Thomas Manns Selbstaussagen in einem Brief an Agnes E. Meyer vom Januar 1951 hat er Schopenhauers "Welt als Wille und Vorstellung" erst kennen gelernt, als er bereits im letzten Drittel des Buches stand. "Aber außer diesem Kapitel ist nichts in dem Roman Produkt meiner Schopenhauer-Lektüre". Später heißt es, "Schopenhauers pessimistische Moral, Nietzsche¿s Décadence-Psychologie [...] waren die Bildungselemente, die dem Erzählwerk des Dreiundzwanzig- bis Fünfundzwanzigjährigen (Thomas Mann), >Buddenbrooks< [...] zur Gestalt verhalfen"3. Die Selbstaussagen Thomas Manns sind immer mit äußerst kritischem Blick zu betrachten und gründlich zu überprüfen, da sich Thomas Mann mit seinen Selbstkommentaren in die Tradition Lavaters und anderer öffentlicher autobiographische r Selbstdarstellungen einreihen lässt. Die Forschung, insbesondere Hans Zeller, ist, unbeirrt der widersprüchlichen Selbstaussagen Thomas Manns, der Ansicht, daß der Roman in seiner gesamten Konzeption von der schopenhauerschen Philosophie geprägt und strukturiert ist. [...]
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