Martin Münnich interpretiert die Philosophie Ludwig Wittgensteins als Kulturkritik, die in sokratischer Tradition die Sorge für das gute Leben im Zentrum des philosophischen Nachdenkens sieht. So verstanden ist Philosophie ein ethisches Unterfangen, welches sich stets an seinem Nutzen für eine sinnvolle Lebensführung zu messen hat. Dementgegen wird Wittgensteins Philosophie sehr oft als Werk über- oder protowissenschaftlicher Theorie gelesen. Ein solcher Deutungsansatz führt jedoch in die Irre und ist symptomatisch für weite Teile der akademischen Philosophie, die sich von einer Relevanz für das alltägliche Leben der Menschen verabschiedet hat. Wittgenstein selbst hat diesen Verlust kritisiert und versucht ihm entgegenzuwirken. Martin Münnich interprets Ludwig Wittgenstein's philosophy as a critique of culture. This critique stands in the Socratic tradition of thinking which pursues caring for successful conduct of life as its the central theme. Understood in this Socratic way, philosophy is an ethical endeavor which has to always be measured against its value for a meaningful life. In strong contrast, Wittgenstein's philosophy is very often seen as a work of protoscience or somehow superior science. This is a false claim about Wittgenstein's thinking and it is symptomatic of a wide range of academic philosophy having lost its relevance for everyday people's lives. Wittgenstein himself criticized this loss and tried his best to counteract it. Dr. Martin Münnich ist Contentmanager des METIS-Projekts für interkulturelle Weisheitsliteratur und Weisheitspraktiken an der Professur für Philosophie der ETH Zürich. Er wurde 2020 am Department GESS der ETH Zürich promoviert.
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