Studienarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Germanistik - Sonstiges, Note: 2, Universität Rostock (Institut für Germanistik), Veranstaltung: Geschichte der Tragödie, Sprache: Deutsch, Abstract: 1. Vorgeschichte zur Poetik Die Poetik befaßt sich im allgemeinen mit dichtungstheoretischen Reflexionen eines Dichtwerks, seinem möglichen Sinn, seinem Zweck, mit der Begründung seiner Form und Gattung und mit der poetischen Verfahrensweise, der Technik. Als Lehre von der Dichtung bzw. von der Dichtkunst wird der Begriff Poetik verstanden. Die Grundlage des Poetikverständnisses wird durch die berühmte Schrift des Aristoteles (384-322 v.Chr.) "Über die Poetik" gebildet. Im 4.Jh. v.Chr. als wissenschaftliche Lehrschrift verfaßt, liegt uns heute nur noch ein lückenhafter und durch die Überlieferung unvollständiger Text über die Postulierung der Dichtkunst vor. Noch bis in das 19.Jh. hinein waren Autoren und Literaturtheoretiker bestrebt, ihre Werke und Poetiken mit der Autorität des Aristoteles zu legitimieren, indem sie nachwiesen, daß ihre Werke sich nach den überlieferten Schriften aus der vorhellenistischen Zeit analysieren lassen und mit den geforderten Kriterien übereinstimmen. Aristoteles war Schüler Platons und beschäftigte sich damit, die zu seiner Zeit überholten Auffassungen und noch nicht niedergeschriebenen Details der Dichtkunst in ein geschlossenes System, mit genauen Gliederungen und Definitionen zu überführen. Platon (427-347 v.Chr.) selbst hatte keine systematische Lehre zur Poetik geschaffen, sondern nur vereinzelte Aufführungen in einigen Dialogen verfaßt und dennoch bilden seine Erläuterungen eine wichtige Basis für Aristoteles Poetik. Die widersprüchlichen Gedanken Platons poetologischer Äußerungen begünstigen ebenfalls den Schaffensprozeß des Werkes über die Dichtkunst und obwohl Aristoteles seinen Lehrer nicht einmal namentlich erwähnt, ist die Lehrschrift mit platonischen Motiven durchtränkt. [...]