Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Technische Universität Dresden, Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit wird angenommen, dass die Koralle als Motiv fungiert, um einen naturkundlichen Text ästhetisch zu gestalten und gleichzeitig zeitgenössische Probleme abzubilden. Somit gilt als Forschungsfrage für diese Hausarbeit: Wie wird das Thema der Korallen in zeitgenössischen Texten in den gesellschaftlichen Fokus gerückt? Als Untersuchungsgegenstand dient hierzu Jutta Persons Buch "Korallen: Ein Portrait". Daher ergeben sich für die literatur- und kulturwissenschaftliche Analyse weitere Untersuchungsfragen: Wie erscheinen die Korallen in den Texten? Welche (rhetorischen) Mittel werden genutzt? Wie wird die Beziehung zwischen Wissen und Darstellung plausibel gemacht? Welche Wirkungen haben die genannten Aspekte auf den/die Leser*in? Da sich diese Arbeit insbesondere auf die Aspekte von Nature Writing bezieht, ist zunächst ein an die Analyse vorangehender, theoretischer Einblick über Nature Writing erforderlich. Hierzu wird auf Fischers Natur im Sinn Bezug genommen, der in seinem teils empirisch, teils theoretisch angelehntem Werk Merkmale und gesellschaftliche Aufgaben von Nature Writing benennt. Es soll gezeigt werden, wie in Korallen (natur-)wissenschaftliches und geschichtliches Wissen ästhetisch dargestellt werden, um der/dem Rezipient*in/en die Symbolik der Korallen sinnlich zu vergegenwärtigen und gleichzeitig über gesellschaftspolitische Probleme aufmerksam zu machen. "Korallen haben die mächtigsten Bauwerke errichtet, die je von Lebewesen geschaffen wurden." Bei den Versuchen, die Unterwasserlebewesen besser zu verstehen, "verschwimmen die Grenzen von Natur und Kultur bis hin zum Mystischen". Während die Korallenmythologie vor allem die Ambiguität und die kulturelle Symbolik der Koralle behandelt, wird sich in der Korallenforschung in den letzten Jahrzehnten vermehrt mit den Wechselwirkungen zwischen Klima(-wandel) und Korallen auseinandergesetzt. Somit ist Nature Writing als besondere Schnittstelle zu betrachten, die (vermeintlich) wissenschaftliche Erkenntnisse bzw. Theorien für die Gesellschaft fruchtbar machen kann. Oder mit den Worten von Ludwig Fischer: "[L]iterarische Texte [machen] in der Imagination ein ‚bewegendes‘ Nacherleben von Naturerfahrungen möglich und [sie können] auch andere als die faktisch vorherrschenden Bezüge zur Natur sinnlich vergegenwärtigen, ‚vor die Sinne stellen‘."