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Für die Tasche Es ist kein Wunder, dass die Literatur sich den Inseln nahe fühlt: Was beide verbindet, ist ihre Fähigkeit, sich abzukoppeln vom Lauf der Dinge, Versunkenes hervorzurufen, Zeit auszuhebeln - so wie auf der kleinen Inselgruppe, die ein paar Seemeilen entfernt vor Istanbul liegt. Auf Büyükada, der größten der sogenannten Prinzeninseln, gibt es keine Autos, man kann dafür Esel mieten; es ist eine untergegangene Welt, die sich hier erhalten hat, eine Inselwelt, der der Lyriker und Schriftsteller Joachim Sartorius ein spätsommerlich leichtes Buch gewidmet hat, das zum Schönsten und Elegantesten gehört, was an Reiseliteratur - im besten, chatwinesken Sinne des Wortes verstanden - zuletzt erschienen ist. Wobei die Prinzeninseln genau genommen gar nicht in der Ferne liegen, sondern an einer unsichtbaren, im glitzernden Gegenlicht des morgendlichen Marmarameeres verschwimmenden Grenze zwischen Orient und Okzident, zwischen unserer und einer anderen Welt. Ihre dunkle politische Geschichte treibt spürbar am Horizont dieser Erzählungen. Man folgt Sartorius zu seinen Treffen mit dem Clochard Selçuk, der im Winter auf ein griechisches Anwesen aufpasst, in das panästhetische Panorama einer anderen Welt - in der es alte Plastiktische und Whiskey in Porzellantassen gibt, ein Atatürkporträt im Friseurladen, den schweren Geruch von Harz in spätsommerlichen Pinienhainen und die schöne Macide im ombre sentimental eines ruinösen Schlosses, das der britische Botschafter Henry Bulwer hier 1857 seiner Geliebten baute. Und auch in diesem Moment sind die Prinzeninseln etwas, das aus dem Meer wie die Vergegenwärtigung eines versunkenen Versprechens auftaucht; eine Erinnerung an eine Welt, in der die geläufigen Grenzen wie die Konturen der Inseln im Dunst verschwimmen.
nma
Joachim Sartorius: "Die Prinzeninseln". Mare-Verlag, 127 Seiten, 18 Euro
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
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Betörung eines Dichters durch
die Landschaft, das Licht und die
Menschen dieser Inselwelt."
Orhan Pamuk