Die ältesten philosophischen Ideen Europas liegen im Dunkel - nicht nur, weil die Werke ihrer Vertreter verloren sind, sondern auch, weil die antike Überlieferung durch die besondere Interpretation dominiert ist, der diese frühesten Konzepte im 4. Jh. v. Chr. durch Aristoteles unterzogen wurden. Diese Interpretation und einen ihrer antiken Rezeptionszweige näher zu beleuchten, ist das Ziel des Buches von Maria Marcinkowska-Rosól. Analysiert und ausführlich erläutert werden 120 Textzeugnisse zu den ,Prinzipienlehren' des Thales, Anaximander und Anaximenes bei Aristoteles (Physik, Über den Himmel, Über Werden und Vergehen, Über die Seele, Metaphysik) und seinen Kommentatoren vom 2. bis zum 14. Jh. (Alexander von Aphrodisias, Themistios, Syrianos, Johannes Philoponos, Simplikios, Asklepios von Tralleis, Michael Psellos, Georgios Pachymeres, Sophonias und - in den lateinischen Übersetzungen des Michael Scotus und Jakob Mantino - Averroes). Die durchgeführten Analysen ergeben ein oft überraschendes Bild der vielfältigen Umdeutungen der milesischen Ideen und deren immer weiter fortschreitender Assimilierung an den konzeptuellen Rahmen des Aristoteles und seiner antiken und mittelalterlichen Kommentatoren.
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