Studienarbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Kunst - Kunstgeschichte, Note: 1,3, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (Kunsthistorisches Institut), Veranstaltung: Seminar Renaissance nördlich der Alpen, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Problem der Ideologisierung in der Kunstgeschichte. Kunsthistorische Interpretationen sind nicht frei von Objektivität und können unbewusst vom subjektiven Eindruck des Autors oder bewusst, z.B. als politisches Propagandamittel, beeinflusst sein. Die Arbeit erläutert diese Problematik anhand eines Streits über die Reiterdarstellung auf einem der drei sogenannten Meisterstiche Albrecht Dürers (zumeist unter dem Titel) "Ritter, Tod und Teufel". Der Kupferstich von Albrecht Dürer aus dem Jahre 1513 kann wohl als eines seiner bekanntesten Werke bezeichnet werden. Das Werk, das zum "Meisterstich" proklamiert wurde, beschäftigte die kunsthistorische Forschung schon früh und in der vielfältigsten Weise. Die Tatsache, dass das Pferd im Stich nach den Regeln der Proportionslehre konstruiert wurde und, dass Leonardos Skizzen von eben dieser Lehre sowie von seinem Sforza-Denkmal als Vorbilder dienten, ebenso wie die italienischen Reiterdenkmäler des 15. Jahrhunderts, war schon den Kunsthistorikern des vorangegangenen Jahrhunderts bekannt. Die Suche nach dem "wahren Charakter" des Bildes und dem "wahren Wesen" des Künstlers – des "Künstlergenies" – beschäftigte diese jedoch so intensiv, dass der Blick für die Bedeutung dessen, was wirklich über den Kupferstich ausgesagt werden kann, hinter den zahlreichen oft sehr subjektiven Ausdeutungen der einzelnen Symbole und Details zurückblieb. Vor allem die Identität des Reiters stand meistens im Vordergrund und trieb ungeahnte Blüten, was bereits Heinrich Theissing bemerkte. Der Mann auf dem Pferd wurde zum christlichen Ritter, zum idealisierten Symbol des Rittertums sowie zum genauen Gegenteil stilisiert. Auch ideologisch wurde der Stich vereinnahmt; von nationalsozialistischer Seite ebenso wie in der Nachkriegszeit aus einer marxistisch-sozialistischen Weltsicht heraus motiviert. So, dass Hans Schwerte bemüht war die verschiedenen Deutungen zu dem Stich im Kontexts ihres zeitlichen Ursprungs zu verstehen und die Formulierung von Matthias Mende treffend erscheint: "Jede Zeit macht sich Dürer dienstbar".