Studienarbeit aus dem Jahr 1994 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Universität Trier (Fachbereich II: Neuere deutsche Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Goethes novellistische Erzählungen, Sprache: Deutsch, Abstract: 1.'DIE HOREN' - HISTORISCHE HINTERGRÜNDE & ZIELSETZUNG Im Sommer 1794 begann Friedrich Schiller mit den Vorbereitungen zu einer Monatsschrift, die er zu Beginn des folgenden Jahres in Zusammenarbeit mit Johann Gottfried Fichte, Wilhelm von Humboldt und Karl Ludwig Woltmann herausgeben wollte. 'Die Horen' sollte der Titel lauten - nach den Töchtern des Zeus Eunomia, Dike und Irene; die Verkörperungen von gesetzlicher Ordnung, Gerechtigkeit und Frieden. Dieser Name allein eröffnet schon den Blick auf die Hintergründe, die zur Entstehung dieses Unternehmens geführt hatten, und auf die programmatischen Forderungen, die den Mitarbeitern gestellt wurden: im Mittelpunkt geisteswissenschaftlichen Interesses stand zu jener Zeit natürlich die Französische Revolution, die seit einigen Jahren die Welt in Atem hielt. Die kriegerische Außenpolitik des revolutionären Frankreich und seine innenpolitischen Exzesse der Gewalt und des Terrors, die 1793/94 einen traurigen Höhepunkt erreicht hatten, waren es, die das französische Volk und "mit ihm auch einen beträchtlichen Theil Europas, und ein ganzes Jahrhundert, in Barbarey und Knechtschaft zurückgeschleudert" hatten. Die Ambivalenz zwischen den großen revolutionären Grundideen und den verheerenden Auswirkungen des Versuchs ihrer Umsetzung in die Realität erregte die Gemüter und spaltete die Gesellschaft in zwei Lager. Diese Situation der Zerrissenheit, die auch das deutsche Bildungsbürgertum erfaßt hatte, und der Wunsch nach Wiederherstellung der Einheit und des Friedens zwischen den zerstrittenen Parteien veranlaßte Schiller zur Gründung der 'Horen'. In ihnen sollte nichts zur Sprache kommen, "was sich auf Staatsreligion und politische Verfassung bezieht" . Stattdessen sollte "die politisch geteilte Welt unter der Fahne der Wahrheit und Schönheit vereinigt werden; die Autoren sollten der schönen Welt zum Unterricht und zur Bildung und der gelehrten zu einer freien Forschung der Wahrheit und zu einem fruchtbaren Austausch der Idee beitragen" . Doch eine solche bewußte Auslassung des Themas Nr.1 zu dieser Zeit war letztlich ja schon wieder eine Thematisierung. Zudem lief vieles, was vom politischen Interesse des Tages ablenken sollte, darauf zu - nur auf einer anderen Ebene. Schiller selbst konnte sich nicht an seine eigenen Auflagen halten: in seinen 'Briefen zur ästhetischen Erziehung des Menschen' zielt er ab auf die Entwicklung zur meschlichen Freiheit des Einzelnen, sprich: auf die sittliche Selbsterziehung und