Die Sammlung von 18 Liedern, welche unter dem Namen "Psalmen Salomos" in den altchristlichen Kanonverzeichnissen bald unter den Apokryphen, bald unter den Antilegomena aufgeführt werden, war lange Zeit verschollen. Erst am Anfange des 17. Jahrhunderts geriet der Augsburger Bibliothekar David Hoeschel wieder auf ihre Spur, und nach Hoeschels Tode hat der Jesuit de la Cereda sie 1626 erstmals veröffentlicht. Dass die Psalmen nicht von Salomo herrühren, überhaupt mit ihm nichts zu tun haben, lehrt schon ein oberflächlicher Blick in ihren Inhalt. Man ist sich darüber im Klaren, dass wir es mit einem Stück pseudepigraphischer Literatur zu tun haben, und die Frage an sich ist nur, ob die Lieder in der Tat aus Salomo oder aus seinem Geiste heraus gedichtet, oder ob sie etwa nur von späteren Sammlern oder Bearbeitern nachträglich Salomo zugeschrieben wurden. Das Letztere ist nach dem Inhalt der Lieder das Wahrscheinlichere, denn im Text selbst tritt nirgends eine Beziehung zu Salomo zu Tage.
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