Politikvermittlung ist in der heutigen Gesellschaft ohne die Unterstützung der Massenmedien nicht mehr möglich. Spätestens seit dem ersten Fernseh-Präsidenten John F. Kennedy, der sich nahezu perfekt dieses Mediums bediente, richtetet sich die Aufmerksamkeit der Medienforschung vor allem auf das Verhältnis zwischen Medien, Politiker und Publikum. Auch Russland blieb von dieser Entwicklung nicht ausgeschlossen. Der Präsident der Russischen Föderation, Wladimir Putin beherrscht das Spiel mit den Medien wie kaum ein Anderer. Gerne präsentiert sich Putin als Judo-Kämpfer, als Tigerbändiger, als Pilot oder auch als Soldat – und immer wirkt er dabei selbstbewusst, jung und smart. Es ist ein Image, das Wladimir Putin und seine PR-Berater gezielt konstruiert haben – ein Image, das er seit mehr als einem Jahrzehnt penibel pflegt. Ungeachtet der jüngsten Ereignisse in Russland hat der „erste Mann im Land“ eine steile und ungewöhnlich rasche Karriere hingelegt. Welches Geheimnis steckt dahinter? Oder anders gefragt: Mit welchen Mitteln und Methoden der (Selbst-)Darstellung schafft es Wladimir Putin sich auf eine Art und Weise zu vermarkten, die ihn von einem kaum in der Öffentlichkeit bekannten Sohn eines Fabrikarbeiters zum stellvertretenden Leiter der präsidialen Geschäftsführung, zum Premierminister und schließlich zum wichtigsten Mann Russlands katapultiert? Das erste Kapitel der Untersuchung liefert dem Leser ein theoretisches Fundament im Umgang mit Begrifflichkeiten und außerdem ist es für den späteren Verlauf der Analyse notwendig, das Image, das Putin beim Volk zu wahren pflegt, vorzustellen. Darüber hinaus wird anhand einer kurzen Schilderung der spezifischen traditionellen, kulturellen und politischen Vorstellungen des russischen Volkes ein Kontextwissen aufgebaut, das für die Einordnung der im zweiten Kapitel herausgearbeiteten Analyseergebnisse von wesentlicher Bedeutung ist. Die Medienanalyse, als eine der drei zentralen Arbeitsfelder der Medienwissenschaft, befasst sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem Medium an sich. Die Ergebnisse der Analyse werden im dritten Kapitel des Buches mit den im ersten Kapitel beschriebenen kulturellen und traditionellen Vorstellungen, Werten und Stereotypen der russischen Bevölkerung in Bezug gesetzt. Weil davon ausgegangen wird, dass die Botschaften Putins, die durch das Fernsehen an die Zuschauer übermittelt werden, nicht willkürlich gewählt sind, soll ein Vergleich mit dem Inhalt des ersten Kapitels Aufschluss darüber geben, aus welchem Grund Putin sich bestimmter Mittel bzw. Methoden der (Selbst-) Darstellung bedient. Schlussendlich soll eine Darstellung des Macht-Tandems Putin-Medvedev die Ergebnisse abrunden. Das ist insofern interessant, als dass der personelle Wechsel an der Staatsspitze 2012 eng verknüpft ist mit dem Führungsstil des derzeitigen Präsidenten Russlands.