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Neuauflage rückt vierte Generation in Vordergrund
In diesem Buch, das nun als dritte erweiterte Auflage vorliegt, erzählt der Wirtschaftsjournalist Rüdiger Jungbluth die Geschichte der Familie Quandt von ihrer Einwanderung aus Holland nach Brandenburg im 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Er dokumentiert den Aufstieg, die Rückschläge, die Verstrickungen mit dem Nazi-Regime aber auch den derzeitigen Reichtum der Quandts. Jungbluth beschreibt im Romanstil, wie die Familie Quandt das Kunststück fertigbrachte, über die drei politischen Systeme Monarchie, Demokratie und Diktatur hinweg eine führende Rolle in der deutschen Wirtschaft zu behaupten.
In der dritten Auflage rückt die vierte Generation der Quandt-Dynastie in den Vordergrund. Der Autor widmet sich besonders den beiden Geschwistern und BMW-Großaktionären Susanne Klatten und Stefan Quandt (der Mitglied des Aufsichtsrats der Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH ist) und zeigt, dass auch sie als Unternehmer und Investoren keine Magier sind. Es wird deutlich, dass der eigentliche Glücksgriff der Familie der Einstieg von Herbert Quandt, dem Vater von Susanne und Stefan, bei BMW in den Fünfzigerjahren war. Damals war BMW in Existenznot, und die Familie Quandt konnte das Unternehmen retten und wieder auf Erfolgskurs bringen. Dazu gehörte Glück, aber auch Mut und Können. Für die Familie war dies nach der vorangehenden dunklen Phase ein Neuanfang. Die Quandts profitieren bis heute von dem phänomenalen BMW-Erfolg, aber auch dem Erfolg des Chemieunternehmens Altana. Mit den lukrativen Dividenden konnte die vierte Generation auch Rückschläge in ihrem reichlich breiten globalen Beteiligungsportfolio verkraften.
Das Buch hat 21 zum Teil recht kurze, aber informative Kapitel. Es zeigt auf, wie sich der Charakter des Quandt-Imperiums über die Jahre hinweg wandelte. Die Quandts schafften es stets recht gut, sich auf die jeweiligen Anforderungen lukrativer Märkte einzustellen. Sie griffen entschlossen zu, wenn sich Gelegenheiten boten. Diese Flexibilität ist wohl ihr bedeutendster Erfolgsfaktor.
Wem nutzt die Lektüre? Für Neugierige, auch etwas neidische Voyeure ist es sicherlich interessant, viel Privates über die Familie zu erfahren. Ob die Ausführungen auch für Unternehmer inspirierend sind, mag dahingestellt bleiben. Der Autor erzählt in der Breite, bemüht sich aber nicht, die betriebswirtschaftliche Logik des Handelns der Quandt-Matadore herauszufiltern und zu bewerten. Das verdienstvolle Buch hätte mehr sein können als ein Roman über eine Familiendynastie. ROBERT FIETEN
Rüdiger Jungbluth: Die Quandts. Ihr Aufstieg, ihre Schuld, ihr Reichtum. Campus Verlag, Frankfurt - New York 2024, 3., aktualisierte und erweiterte Auflage, 448 Seiten, 35 Euro.
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