Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,0, Friedrich-Schiller-Universität Jena (Institut für germanistische Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Die Reinmar-Walther-Fehde, Sprache: Deutsch, Abstract: Ältere Literaturwissenschaftler wie Karl Lachmann, Konrad Burdach oder Carl von Kraus - um nur einige zu nennen - kultivierten die philologische Anschauung, am Hof der Babenberger in Wien spielte sich um 1200 eine so genannte Fehde zwischen dem Hofsänger Reinmar und dem vornehmlich reisenden Dichter Walther von der Vogelweide ab. Diese den unterschiedlichen Sangvorstellungen beider geschuldete Fehde soll letztlich zu Gunsten des dort etablierten Sängers Reinmar entschieden und mit Walthers Weggang aus Wien komplettiert worden sein. Die neuere Forschung dagegen distanziert sich von der Konstatierung einer historischen Realität dieses ‚Wiener-Disputes’ zwischen Walther und Reinmar, ja schilt die Fehde an vielen Stellen sogar als philologisch inszeniert. Nicht jedoch die Frage nach der faktisch-historischen Existenz dieser Fehde, sondern vielmehr die Frage nach den offensichtlich differierenden Auffassungen von Minne und Minnesang beider Dichter ist Gegenstand dieser Untersuchung. Zu diesem Zwecke wird zunächst historisch dekontextualisierend beiden Minnesängern eine Vorstellung von einem idealtypischen Gattungskonzept Minnesang unterstellt. Daraufhin werden die für die (fingierte) ‚Dichter-Fehde’ relevanten Lieder – nicht zuletzt wegen oft eindeutiger intertextueller Verweisungszusammenhänge – parallelisiert. Stark idealisierend also und von einem dichtungstheoretischen Diskurs über Minne und Minnesang zwischen Reinmar und Walther ausgehend werden vornehmlich die intertextuell reziprok rekurrierenden Lieder beider unter der Fragestellung: ‚Inwiefern lassen sich Differenzen oder Kongruenzen in den idealtypischen Minnekonzepten ausmachen?’, untersucht.