Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, , Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit werden die religiösen Reisen der Protagonisten Lucius und Psyche in den „Metamorphoses“ des Apuleius mit der des Simplicius im „Abenteuerlichen Simplicissimus“ von Grimmelshausen verglichen. Unter dem Begriff „religiöse Reise“ werden dabei die in der jeweiligen Romanhandlung vorkommenden religiösen Bezüge verstanden, die im Schicksal der Protagonisten eine Rolle spielen. Damit sind zunächst einmal die religiösen Praktiken, Kulte und Glaubensvorstellungen selbst gemeint. Es wird sowohl ein sehr weiter als auch ein gleichwertiger Blick auf sie geworfen: Das bedeutet, dass die hexerischen Handlungen, die bei Apuleius und Grimmelshausen eine Rolle spielen, und die das spätere Christentum als überwundenen Aberglauben einstufen würde, ebenso als Bestandteil der religiösen Reisen gelten und als prinzipiell ebenso wichtig eingestuft werden wie die komplexere Theologie der Isis-Religion oder des Christentums zur Zeit der Reformation. Weiterer Bestandteil des Begriffs der „religiösen Reise“ ist ihr Effekt auf die handelnden Personen und schließlich die Veränderungen, die sie in ihnen hervorrufen oder auch nicht hervorrufen. Zwischen der Entstehung beider Werke liegen ungefähr 1500 Jahre: Apuleius schrieb die „Metamorphoses“ im 2. nachchristlichen Jahrhundert, „Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch“ erschien 1668, im Jahr des Westfälischen Friedens von Münster und Osnabrück, der den dreißigjährigen, „teutschen“ Krieg beendete. Zwischen diesen beiden Daten liegen auch 1500 Jahre europäischer Religionsgeschichte, der Verfall und Untergang der paganen Kulte der griechisch-römischen Welt (die in der Folge, vielfach uminterpretiert, in Kunst und Literatur fortlebten), die Etablierung des Christentums und seine Glaubensspaltungen. Zur Zeit der zweiten Glaubensspaltung setzt die Handlung des „Simplicissimus“ ein und beschreibt die Wirren und Grausamkeit des religiös motivierten (und legitimierten) Krieges. Apuleius‘ „Metamorphoses“ zeichnen das Bild einer religiös rastlos gewordenen Epoche, die jedoch noch nicht den Absolutheitsanspruch der christlichen Konfessionen kennt.