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Paul Lafargue, der Schwiegersohn von Karl Marx, 1842 in Kuba geboren, hat sich im Gedächtnis der Linken einen bleibenden Platz durch sein amüsantes Buch "Das Recht auf Faulheit" erworben. Nun wird seine 1886 verfasste Parodie der heiligen Schriften wiederentdeckt. Ein Londoner Kongress, so die Fiktion des Büchleins, auf dem Kirchen-, Staats- und Wirtschaftsführer beraten, wie die Gefahr der Arbeiterbewegung zu bannen sei, verfällt auf die Idee, dass man nicht darum herumkommt, das Kapital als Gott einzusetzen. Und nun entwirft man Gebete, einen Katechismus des Arbeiters, ein Credo, eine Predigt der Kurtisane, schließlich die Klagen des Kapitalisten Hiob Rothschild. Das Nachwort hat der ehemalige Situationist Jean-Pierre Baudet verfasst. Er will aus der literarischen Parodie eine konsistente Theorie gewinnen, und dabei überzieht er den Kredit gewaltig, den man Lafargue als Satiriker zugestehen könnte. "Die Menschen haben Brahma, Jupiter, Jesus und Allah aus dem Himmel verjagt, meinen eigenen Tod aber besorge ich selber." So spricht der Gott Kapital bei Lafargue. An dieser Stelle wird es unheimlich. Denn am 26. November 1911 besorgte das Ehepaar Lafargue seinen eigenen Tod. (Paul Lafargue: "Die Religion des Kapitals". Aus dem Französischen von Andreas Rötzer. Hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Jean-Pierre Baudet. Verlag Matthes und Seitz, Berlin 2009. 176 S., br., 14,80 [Euro].) L.J.
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
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