Knut Wolfgang Nörr entwirft eine Rechtsgeschichte der Bundesrepublik aus dem Blickwinkel der wirtschaftlichen Ordnungs- und Verfassungszusammenhänge von den Anfängen bis zur Großen Koalition. Dabei treten Entwicklungsprozesse in den Vordergrund, die bis in die unmittelbare Gegenwart weiterwirken. Ausgehend vom Begriff der Wirtschaftsverfassung der Weimarer Periode zeigt er die Herausbildung einer 'zweispurigen' Wirtschaftsordnung in der Bundesrepublik zwischen Weimarer Tradition und neuem ordoliberalen Denken, die durch den konsensstiftenden weiten Begriff der Sozialen Marktwirtschaft stabilisiert wurde. Er analysiert die Entstehungsgeschichte verschiedener konstitutiver Gesetze, die für das Erscheinungsbild der Bundesrepublik als Wirtschaftsordnung entscheidend sind. Dabei wird die stete Wiederkehr grundsätzlicher Fragen der Wirtschaftsverfassung sichtbar. Das fundamentale, gleichwohl ungelöste Problem der wirtschaftlichen Macht bleibt immer präsent. Am Beispiel der Mitbestimmung zeigt der Autor, wie die Gewerkschaften ihre Wirtschaftskonzeption nicht im Rahmen der Staatsorganisation umsetzen konnten, sondern sich auf die Ebenen des Betriebs und Unternehmens beschränken mußten. Ferner analysiert er die Entstehungsgeschichte der unabhängigen Bundesbank. In einem Kapitel über die Konzentrationsdebatte wird deutlich, daß der Staat die Konzentration einerseits unter dem Aspekt der Mittelstandspolitik eindämmte, ihr jedoch auf der anderen Seite aus verschiedenen Gründen nicht ablehnend gegenüberstand. Abschließend schildert er unter finanzierungs- und eigentumspolitischen Aspekten die Aktienrechtsreform von 1965 und demonstriert, wie der Schutz des Aktionärs im neuen Konzernrecht zugleich die Konzernbildung legitimierte. Geboren 1935; Studium der Rechtswissenschaften in Heidelberg und München; kaufmännische Lehre; 1962 zweites juristisches Staatsexamen; 1964 Promotion; 1967 Habilitation; 1966 ordentlicher Professor in Bonn, seit 1971 in Tübingen.
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