In die Nervenheilanstalt einer Kleinstadt der Toskana kommt ein neuer Arzt, Doktor Rattazzi, der mit alternativen Methoden für eine menschlichere Pflege als jene des herzlosen Personals sorgt. Als während des Zweiten Weltkriegs die Bombardierungen immer bedrohlicher werden, lässt Rattazzi seine Irren in einem einsamen Landhaus auf dem Apennin unterbringen. Doch auch in dieser idyllischen Landschaft sind die Insassen vor der Brutalität der Nazis nicht sicher. Ugo Riccarelli erzählt aus der Perspektive des jungen Assistenten Beniamino die Geschichte dieser Außenseiter und ihrer "anderen" Vernunft in Italien zur Zeit des Faschismus.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Der italienische Schriftsteller Ugo Riccarelli ist am Sonntag gestorben. Maike Albath bespricht noch einmal seinen letzten Roman und preist Riccarelli als großen Humanisten, der zeitlebens "die Tugenden des Erzählens" kultiviert hat. Wie in vielen seiner Geschichten, geht es in "Die Residenz des Doktor Rattazzi" um menschliche Schwächen, allerdings nicht als Übel, sondern als wesentliche Bestandteile unseres Selbst, erklärt die Rezensentin. Genau diese Einsicht erlaubt Riccarelli seinem versehrten Protagonisten Beniamino, der während der Auseinandersetzungen zwischen Faschisten und Anarchisten Arbeit in einer psychiatrischen Anstalt findet, berichtet Albath. Von Doktor Rattazzi lernt er, dass er seine eigene Invalidität anerkennen muss, damit er auch die Patienten der Klinik so nehmen kann, wie sie sind.
© Perlentaucher Medien GmbH
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