Fachbuch aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Pädagogik - Schulpädagogik, Universität zu Köln (Institut für vergleichende Bildungsforschung und Sozialwissenschaften), Veranstaltung: Die Odenwaldschule – Geschichte eines reformpädagogischen Projekts und eines pädagogischen Skandals, Sprache: Deutsch, Abstract: „Hier ist alles erlaubt!“ Mit diesen Worten begrüßte Gerold Becker als Schulleiter die Neuankömmlinge der Odenwaldschule in Ober-Hambach. Mit dem Hintergrund der ans Tageslicht gekommenen Fälle sexualisierter Gewalt an Schülerinnen und Schülern durch Becker und anderen Lehrkräften dieses reformpädagogischen Landerziehungsheims, erscheint dieser Ausspruch erschreckend. Als sich im Jahr 1999 zwei betroffene Altschüler an die OSO und schließlich an die Presse mit den Vorwürfen wenden, hätte ein Außenstehender wahrscheinlich nicht geahnt, was für Ausmaßen die sexualisierten Gewalttaten an der UNESO-Modellschule nehmen. Es stellt sich heraus, dass es mehrer Opfer und Täter sexualisierter Gewalt an der OSO gibt. Die Frauen Burgsmüller und Tilmann haben in ihrem Abschlussbericht die erschreckenden Zahlen veröffentlicht. Dabei stellt sich die Frage, wie es zu der sexualisierten Gewalt kommen konnte und so viele daran beteiligt waren. Rasch stellt sich die Vermutung auf, dass die besondere Struktur des Zusammenlebens an der Odenwaldschule die Grenzüberschreitungen gefordert haben könnten. Stimmt das? Was hat der pädagogische Eros damit zu tun? Ist die Reformpädagogik aufgrund dessen zum Scheitern verurteilt? Und letztendlich: Warum haben so viele geschwiegen und weggeschaut? Diesen und weiteren Fragen wird im weiteren Verlauf auf den Grund gegangen. Zunächst wird die Geschichte beschrieben, wie die weit zurückliegenden Taten an die Öffentlichkeit getragen worden sind. Daraufhin wird versucht eine Definition von sexualisierter Gewalt vorzunehmen. Im weiteren Verlauf wird auf den antiken Eros und den daraus resultierenden pädagogischen Eros eingegangen, den die Vertreter der Reformpädagogik als wichtig für die Erziehung von Kindern und Jugendlichen erachten. Die besondere Struktur des Landerziehungsheimes wird vorgestellt und beleuchtet, in wie weit das enge Zusammenleben der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den Schülerinnen und Schülern in Familien die Grenzüberschreitungen begünstigt haben könnte. Die sexualisierten Gewalttaten fanden vornehmlich in den Jahren von 1965 und 1998 statt, weswegen die Zeit der sogenannten sexuellen Revolution betrachtet wird. Desweiteren wird auf den Machtmissbrauch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, besonders von dem als Haupttäter geltenden Gerold Becker, eingegangen. Zum Schluss wird betrachtet, warum so viele aus dem Lehrerkollegium und auch Außenstehende geschwiegen haben.