Von jeher muss der Mensch seinen »Stoffwechsel mit der Natur« organisieren. Für Marx war der wichtigste Faktor dabei die Arbeit. Als Prometheus, dem Mythos zufolge, das Feuer auf die Erde brachte, kam ein weiterer entscheidender Input hinzu. Seit Hunderttausenden Jahren wird es genutzt, um Nahrung zu garen und Werkzeuge zu härten. In diesem Sinne lässt sich sagen: Alle Geschichte bedeutet die Geschichte von Applikationen des Feuers. Doch wo Bäume sich vormals nur je einmal verbrennen ließen, verschoben sich die Gewichte der Faktoren Arbeit und Feuer mit der Entdeckung unterirdischer Lagerstätten von Kohle und Öl. Die moderne Menschheit, so Peter Sloterdijk, kann als ein Kollektiv von Brandstiftern gelten, die an die unterirdischen Wälder und Moore Feuer legen. Kehrte Prometheus heute auf die Erde zurück, würde er seine Gabe womöglich bereuen, schließlich droht nicht weniger als die Ekpyrosis, der Untergang der Welt im Feuer. Die Katastrophe verhindern kann nur ein neuer energetischer Pazifismus.
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»[Sloterdijks] Analysen der Gegenwart sind bestechend, viele seiner Ausführungen ... sind so interessant und glänzend formuliert, dass man sie gleich noch einmal hören will.« Wolfgang Schneider Frankfurter Allgemeine Zeitung 20230515
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ausgesprochen gern folgt Rezensent Wolfgang Schneider Peter Sloterdijks Gedankengängen, wenn sie von Axel Wostry gesprochen werden. Dessen warme, freundliche Stimme erdet die immer etwas hochfliegende Brillanz der Sloterdijk'schen Eloquenz, findet Schneider: Das Lamentierende, schwächt sie, die Prägnanz und Suggestivität stärkt sie. Groß findet Schneider, wie Sloterdijk die Geschichte der "pyromanischen Menschheit" erzählt, etwa das Bild von den in Brand gesetzten unterirdischen Wäldern oder die Pointe, dass erst die Ausbeutung der Bodenschätze die Ausbeutung der versklavten Menschen beendete. Dass auch Sloterdijk keinen Ausweg aus der fossilen Misere weiß, stört den Rezensenten nicht, die Analysen seien bestechend genug.
© Perlentaucher Medien GmbH
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