Studienarbeit aus dem Jahr 2019 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Universität Stuttgart (Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Bürgerliches Trauerspiel, Sprache: Deutsch, Abstract: Kabale und Liebe ist Friedrich Schillers erstes und einziges bürgerliches Trauerspiel, welches er laut seiner Schwägerin Karoline von Wolzogen im Juni 1782 zeitgleich mit seiner Flucht aus einem 14-tägigen Arrest geplant hat. Andreas Streicher, welcher gemeinsam mit ihm aus Mannheim flüchtete, berichtet davon, dass Schiller ihm seinen Plan für Louise Millerin, wie er das Stück während der Entstehung nennen wollte, auf dem Weg von Mannheim nach Darmstadt offenbarte: Wörtlich heißt es bei Streicher, „daß Schiller seit der Abreise von Mannheim mit der Idee umging, ein bürgerliches Trauerspiel zu dichten, und er schon so weit im Plan desselben vorgerückt war, daß die Hauptmomente hell und bestimmt vor seinem Geiste standen. Dieses Trauerspiel . . . wollte er mehr als einen Versuch unternehmen, ob er sich auch in die bürgerliche Sphäre herablassen könne, als daß er sich öfters oder gar für immer dieser Gattung hätte widmen wollen“. Über Luise, ihren Vater, über Ferdinand und seinen Vater – selbst über Hofmarschall Kalb und Sekretär Wurm, welche lediglich dem Vollzug der Hofkabale dienen, wird man in der Forschung schnell fündig. Lady Milford hingegen wird weitgehend ignoriert. Durch ihre immer wieder miteinander konkurrierenden positiven und negativen Charakterzüge scheint sie den Anforderungen des von Lessing geforderten gemischten Charakter zu entsprechen. Verglichen hierzu ist Schillers Lady Milford ein nahezu unerforschter Charakter, der trotz seiner Nebendarstellerposition alle Lessing’schen Anforderungen an die Figurengestaltung im bürgerlichen Trauerspiel entspricht. Sich auf der Ebene der Figurengestaltung „in die bürgerliche Sphäre herablassen“ und den Vorgaben des bürgerlichen Trauerspiels zu entsprechen, scheint Schiller also gelungen zu sein. Zu Beginn der Arbeit wird die Entstehung des bürgerlichen Trauerspiels und dessen zentrale Aspekte skizziert, welche sich hauptsächlich auf Lessings Hamburgische Dramaturgie stützen. Im Anschluss gehe ich näher auf den von Lessing für notwendig erklärten gemischten Charakter und die kausale Verbindung zwischen Charakteren und Ereignissen ein. Letztendlich wird die Figur der Lady Milford in Schillers bürgerlichem Trauerspiel Kabale und Liebe charakterisiert, um ihr zusammenfassend in den Schlussbemerkungen ihre Rolle im Gesamtwerk zuweisen zu können.