Magisterarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Theaterwissenschaft, Tanz, Note: 1,9, Ludwig-Maximilians-Universität München (Kunstwissenschaften), Sprache: Deutsch, Abstract: Der Titel der vorliegenden Arbeit nimmt bereits vorweg, dass der Rezipient in Erlebniswelten und performativem Theater eine Rolle spielt. Der Spielraum dieser Rolle erstreckt sich dabei von der bloßen Anwesenheit bis hin zur aktiven Teilnahme am performativen Entstehungsprozess. Gegenwärtig ist zu beobachten, dass dem Rezipienten eine größere Entscheidungs- und Handlungsmacht in diesem Prozess suggeriert wird. Diese Tendenz ist in Marketing- und Werbeprozessen ebenso zu beobachten wie in avancierten Theaterformen. Die Position des Konsumenten und Zuschauers wandelt sich vom Aufnehmenden hin zum Handelnden. Ein Marketinginstrument, das diese Entwicklung in besonderem Maße berücksichtigt, sind sogenannte Marken- und Erlebniswelten. Interessanterweise bedienen sich Erlebniswelten dafür der Terminologie und Methodik des Theaters. Der Besucher stößt auf eine inszenierte Welt, deren offensichtliche Absicht es ist, die Kaufentscheidung des potentiellen Kunden zu beeinflussen. Nicht ganz so eindeutig ist die Absicht der Aktionskunst Christoph Schlingensiefs. Die Verwirrung stiftende Kohärenz von Wirklichkeit und Fiktion erfordert vom Zuschauer eine neue Rezeptionshaltung und drängt ihn in eine Position, die ihm eine Reaktion und Handlung abverlangt. In dieser Arbeit wird zu untersuchen sein, inwiefern sich die beiden genannten Bereiche tatsächlich oder nur scheinbar für eine Intervention der Besucher und Zuschauer öffnen, auf welche Weise das geschieht und vor allem, welche Konsequenzen damit verbunden sind. Gemeinsamer Ausgangspunkt der Analyse wird ein auf beide Phänomene anzuwendender Performance-Begriff sein, der sich vom reinen Theaterkontext entfernt hat, und in einem soziologischen Zusammenhang zu verorten ist. In Verbindung hierzu wird auch der Rollenbegriff soziologisch erfasst werden müssen. So begründet der Soziologe Ralf Dahrendorf in seiner Publikation Homo Sociologicus die Zugehörigkeit des Individuums zur Gesellschaft durch die Übernahme von Rollen. Erving Goffman behauptet, dass sich der Mensch im Alltag permanent in Situationen der Selbstdarstellung befindet. Vor diesem Hintergrund und der Tatsache, dass eine Erlebniswelt und die politische Aktionskunst Schlingensiefs im öffentlichen Raum stattfinden, erhalten beide Performances zudem noch eine gesellschaftliche Relevanz und Verantwortung.