Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: keine, Freie Universität Berlin (Institut für Deutsche und Niederländische Philologie), Veranstaltung: PS Romane der Weimarer Republik, Sprache: Deutsch, Abstract: Dass Erich Kästner in seinem Roman „Fabian - Die Geschichte eines Moralisten“ Gotthold Ephraim Lessing zum Thema der Habilitationsschrift von Labude macht, mag zunächst als ein willkürlicher Entschluss erscheinen. Dafür, dass Kästner aber nicht ohne Absicht den bedeutendsten Vertreter der Aufklärung in sein Werk einbringt, spricht Einiges. Die Frage, welchen Grund Erich Kästner für diese Entscheidung hatte, ist kaum ohne Berücksichtigung seines Verhältnisses zur Aufklärung und ihrem Moralismus-Begriff zu klären. Helmuth Kiesel stellt fest, die wichtigsten Romane Kästners seien geschrieben als Beiträge zur Sisyphusarbeit der Aufklärung. Kästner habe sich selbst als Aufklärer und Moralist verstanden und in Lessing ein Vorbild für seine Art des Denkens und Schreibens gesehen. Die unpoetische aber kämpferische Gestalt dieses Autors schätzt Kästner, wie er in einem Gedicht über Lessing verdeutlicht: „Das was er schrieb, war manchmal Dichtung, doch um zu dichten schrieb er nie. Es gab kein Ziel. Er fand die Richtung. Er war ein Mann und kein Genie.“ Die Sätze, die Kästner über seinen Dichter-Kollegen formuliert, sind auf ihn selbst übertragbar. Das Prinzip findet sich auch im „Fabian“. Kästner beschreibt in seinem Roman gesellschaftliche Missstände. Zwar zeigt er keinen „goldenen Weg“ zur Überwindung der Krise - der Wahlspruch des Moralisten, den Kästner im Vorwort anführt, heißt aber „Dennoch!“. In Verbindung mit der Hoffnung Kästners, sich zumindest in die richtige Richtung zu bewegen, sind der Ausruf „Lernt schwimmen!“ am Ende des Romans sowie die gesamte Schluss-Szene zu verstehen. Das Kind, das Fabian vor dem Ertrinken retten wollte, kann „schwimmen“. Der Autor will verdeutlichen, „dass sich langfristig, in einer neuen Generation die menschlichen Werte, die er in seiner Zeit vermisst, durchsetzen können“. Dafür spricht, dass Kästner sich in Anlehnung an Lessing zur „Erziehbarkeit des Menschengeschlechts“ bekennt. Auch eine Stelle in Labudes Abschiedsbrief macht in diesem Kontext Sinn. Sie lautet: „nur die Kinder sind für Ideale reif".