In der Sprache der Wissenschaften spiegeln sich wichtige Facetten gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen. Die Bedeutung der antiken Kulturtraditionen für die europäischen Nationen lässt sich an der Rolle des Lateinischen ablesen, das während des gesamten Mittelalters und bis in die Frühe Neuzeit als Publikations- und Verkehrssprache der gelehrten Welt fungierte. Die politische Konsolidierung der romanischen Nationen und die Etappen ihrer kulturellen Identitätsfindung spiegeln sich im Prozess der Emanzipation der romanischen Volkssprachen vom Lateinischen, der mit einer allmählichen Demokratisierung des Wissens einhergeht. Die Wahrnehmung nationaler Identität korreliert mit dem Bewusstsein von einer einheitlichen Staatssprache. Lateinische Traditionen werden ebenso wie die jüngere europäische Kulturrezeption in volkssprachliche Textfassungen umgegossen, die Etappen des Fortschritts der Wissenschaften spiegeln sich im Ausbau des entsprechenden sprachlichen Instrumentariums. Ausgehend vom Paradigmenwechsel des Wissenschaftsbegriffs in der Frühen Neuzeit konsolidieren sich auch die Wissenschaftssprachen. Deren komplexes Gefüge bleibt über Jahrhunderte weithin stabil und zugleich dynamisch. Erst in der jüngeren Zeit weisen die romanischen Wissenschaftssprachen Spuren von Brüchen auf. Die Kräfteverhältnisse auf politischer, wirtschaftlicher und kultureller Ebene unterliegen einer Neuordnung, der internationale Einfluss der Romania auch im Bereich der Wissenschaften wird geringer, die anglophone Welt mit dem besonderen Gewicht der USA tritt stärker in den Vordergrund. Das Englische monopolisiert weite Bereiche der internationalen Kommunikation, auch als Wissenschaftssprache Setzt es sich immer deutlicher durch.
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