Aus dem Inhalt: Die Anwendung der Symbolik des phil. Steins in seinem Werdegang auf den Menschen ist einfach genug: Man wandele den einfachen guten Durchschnittsmenschen zunächst in eine Person um, die klar einsieht, dass sie mit dem bisherigen Leben zur eigenen Veredlung noch keinen Schritt vorwärts getan hat, und man hat sie in dem Zustand der "materia prima". Durch die Kunst der Rosenkreuzer — bei der Freimaurerei durch die königliche Kunst — verwandelt man die nun indifferent gewordenen in einen vollkommenen Menschen = Stein der Philosophen (= behauenen Stein bei den Freimaurern) um. Dieser veredelte Mensch veredelt naturgemäß, wie der Stein der Philosophen die unedlen Metalle, die unedlen Menschen. Die R+Cr betrachten sich also als den alchemistischen Schmelztiegel, in welchem Erwählte von Schlacken befreit, umgeschmolzen und transmutiert wurden zu edlen Menschen in des Wortes bester Bedeutung, so wie dies die Freimaurer auch tun, — die die Logenbrüder heranbilden zum wahren Menschen (der Bara gabra oder hominum factio der Kabbala der jüdischen Religion.) Religion und Wissenschaft strebten und streben in vielem nach endlicher Versöhnung, und das alte Rosenkreuzertum war schließlich auch nichts anderes, als ein historischer Versuch einer solchen Versöhnung. Ähnliche Versuche machen sich ja auch in jüngster Zeit unzweifelhaft bemerkbar, eine Bewegung, deren einer Pol krassester Materialismus, will sagen missverstandener Monismus ist, während der andere Pol von sonderbaren Schwärmern, wie Spiritisten und ihrem Gefolge, gebildet wird. Dieses Streben nach Versöhnung zeigt sich gleich. Aus den alten Überlieferungen, natürlich auch aus Kabbalah und Alchemie, Astrologie u. s. w. bringen sie ihren Zöglingen, soviel diese erfassen können, zur Förderung ihres inneren Edelmenschen bei. Ein gutes Schlaglicht auf ihre Weltanschauung werfen folgende Strophen eines ihrer Lieder: Kein Mensch liebt Gott, der seinesgleichen hasst. Der seiner Brüder Herz und Seele tritt. Wer ihren Geist mit Höllenfesseln fasst, Naht sich der Menschheit Ziel mit keinem Schritt. Nur eines tut zu wissen not der Welt, Nur eins ist's, dem der Menschheit Jammer fällt, Nur ein Weg führt zum Himmel allezeit: Die "Nächstenliebe" ist's, die Menschlichkeit! Erstveröffentlichung: 1926 Autor: Ernst Kurtzahn 2. E-Book-Auflage 2018 Umfang: ca. 30 Buchseiten