Ein abgelegenes österreichisches Bergdorf Mitte der 1970er Jahre ist das Setting des Romandebüts von Marcus Fischer. Nicht gerade bahnbrechend, könnte man meinen, gibt es doch zuhauf Heimatromane, die in den Alpen spielen.
Doch Fischer bringt das Genre in die Moderne, seine Themen sind nicht
wirklich neu (Misstrauen der Dorfgemeinschaft gegenüber Fremden, Neid und Missgunst, Lug und Trug), wohl…mehrEin abgelegenes österreichisches Bergdorf Mitte der 1970er Jahre ist das Setting des Romandebüts von Marcus Fischer. Nicht gerade bahnbrechend, könnte man meinen, gibt es doch zuhauf Heimatromane, die in den Alpen spielen.
Doch Fischer bringt das Genre in die Moderne, seine Themen sind nicht wirklich neu (Misstrauen der Dorfgemeinschaft gegenüber Fremden, Neid und Missgunst, Lug und Trug), wohl aber wie er darüber schreibt. Sein mündlicher Erzählstil ist nicht nur gespickt von österreichischen Wörtern, sondern oft knapp, geradezu wortkarg, eben typisch für die Dorfler. Dieser Duktus vermittelt große Authentizität, stellt für Leser*innen, denen das österreichische Idiom nicht geläufig ist, jedoch eine Herausforderung dar. Schade, dass man hier auf ein Glossar verzichtet hat.
Großartig ist, wie Fischer das permanente Austarieren des Machtgefüges innerhalb des Weilers aufzeigt: So gerät ein Ausweichmanöver auf enger Straße schnell zum Kampf darum, wer das Sagen hat, und wer zurücksetzen muss. Auch die Kluft zwischen dem, was der Pfarrer sonntäglich predigt, und dem Alltag der Gläubigen wird verdeutlicht: "Weil für die Nächstenliebe muss sich jeder zusammenreißen, die kriegt keiner geschenkt."
Nicht ganz einfach waren für mich die beiden Zeitebenen, in denen die Geschichte spielt, da nur eine davon durch entsprechende Überschriften gekennzeichnet ist. Aber die Anstrengung lohnt, ich mochte den literarischen Ausflug in dieses fiktive Bergdorf sehr.