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Seit zunächst Walter Benjamin, dann Werner Kraft die kulturkritischen Schriften des Livländers C. G. Jochmann (1789 – 1830) der Vergessenheit entrissen haben, findet besonders dessen Abhandlung »Die Rückschritte der Poesie« zunehmend Interesse. Gegen den Zeitgeist, insbesondere gegen die Kunstauffassung der Romantik, verteidigt Jochmann – in gesellschaftskritischer und kunsttheoretischer Hinsicht – den Fortschrittsgedanken der europäischen Aufklärung. Im Anschluss an Hamann, Herder und Rousseau, besonders aber an Vico, begreift Jochmann den Verfall der früheren Hochformen der Dichtkunst als…mehr

Produktbeschreibung
Seit zunächst Walter Benjamin, dann Werner Kraft die kulturkritischen Schriften des Livländers C. G. Jochmann (1789 – 1830) der Vergessenheit entrissen haben, findet besonders dessen Abhandlung »Die Rückschritte der Poesie« zunehmend Interesse. Gegen den Zeitgeist, insbesondere gegen die Kunstauffassung der Romantik, verteidigt Jochmann – in gesellschaftskritischer und kunsttheoretischer Hinsicht – den Fortschrittsgedanken der europäischen Aufklärung. Im Anschluss an Hamann, Herder und Rousseau, besonders aber an Vico, begreift Jochmann den Verfall der früheren Hochformen der Dichtkunst als das entwicklungsgeschichtlich notwendige Resultat des zivilisatorischen Fortschritts, als Folge der Emanzipation der Phantasie zur wissenschaftlichen Vernunft. Darin liegt für Jochmann jedoch keine Aufforderung zur Preisgabe der Kunst, sondern zur Anerkenntnis des geschichtlichen Wandels, dem Formen und Aufgaben der Kunst unterliegen. Benjamin sagte über den Text, dass ihm »was die sprachliche Gestalt anbetrifft, in seiner Zeit weniges, was seinen Gehalt angeht, im 19. Jahrhundert nichts an die Seite zu stellen ist.«
Autorenporträt
Carl Gustav Jochmann wurde am 9. Februar 1789 in Pernau geboren. 1807 begann er sein Studium in Leipzig und beendete es 1809 in Heidelberg. Bis 1819 arbeitete er als Rechtsanwalt. In seinen Werken schreibt Jochmann über die politischen und sozialen Verhältnisse in den deutschen Staaten. Er kritisiert deren Rückständigkeit im Vergleich mit dem revolutionären Frankreich und dem evolutionären England. Beide seien auf dem Weg zu bürgerlichen Freiheiten wesentlich weiter fortgeschritten als die im Spätabsolutismus verharrenden deutschen Staaten. Die meisten seiner Schriften mussten infolge des ¿Preßgesetzes¿ der Karlsbader Beschlüsse anonym erscheinen. Er starb am 24. Juli 1830 in Naumburg.