Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - 1848, Kaiserreich, Imperialismus, Note: 1,7, Ruhr-Universität Bochum (Fakultät Sozialwissenschaft - Sektion Soziologie), Veranstaltung: Veranstaltung: Migrationsland Deutschland – Wanderungsbewegungen gestern und heute, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Seminararbeit behandelt die Einwanderung und Integration polnischer Arbeitsmigranten ins Ruhrgebiet nach Gründung des deutschen Kaiserreichs 1871 bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs. Im Zuge der industriellen Erschließung des Ruhrgebiets Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu einer massiven Einwanderung in die Region. Aufgrund der wirtschaftlichen Expansion wurden Arbeitskräfte aus vielen Teilen des damaligen deutschen Kaiserreiches angeworben. Schnell bildeten dabei polnischstämmige Einwohner der preußischen Ostprovinzen eine der zahlenstärksten Immigrantengruppen. Die industriellen Unternehmer im Ruhrgebiet konnten durch die Anwerbung von polnischen Arbeitskräften ihren sprunghaft gestiegenen Bedarf abdecken. Die oft verarmten Polen aus den meist ländlich geprägten Ostgebieten waren zur Verbesserung ihrer Lebensumstände äußerst bereit ins aufstrebende Ruhrgebiet auszuwandern. In Zeiten der zunehmenden Industrialisierung bot ohnehin fast nur noch das Leben in urbanen und industriellen Räumen Chancen für einen sozialen Aufstieg. Die Einwanderungswellen ins Ruhrgebiet machten die Region schließlich erst zu einem urbanen Ballungsraum. Aus Dörfern und Kleinstädten wurden Großstädte. Heute erkennt man noch deutlich die Prägung der Bevölkerung des Ruhrgebiets durch die polnischen Zuwanderer. Auffallend sind viele polnische Familiennamen und Wörter im Ruhrgebietsdialekt. Das Bewusstsein für die polnische Abstammung ist unter der großen Mehrheit der Nachfahren jedoch nicht mehr existent. Auch das Ausleben von polnischer Kultur und Tradition unter den folgenden Generationen verschwand. Dieser Umstand, falls nicht schon in Vergessenheit geraten, wurde und wird in der deutschen Öffentlichkeit oft voreilig damit begründet, dass die Einwanderung der Polen ins Ruhrgebiet ein Beispiel für gelungene Integration darstellt. An anderen Stellen wird allerdings auch von einer erzwungen Assimilation der sogenannten Ruhrpolen gesprochen. Letztere Behauptung erscheint wissenschaftlich fundierter. Ziel dieser Arbeit soll es deshalb sein, Widrigkeiten und Probleme aufzuzeigen, welche sich den Ruhrpolen damals stellten. Dabei handelt es sich zum einen um Repressionen von staatlicher Seite, zum anderen um Diskriminierungen in Beruf und Alltag. Es soll dadurch schließlich der Frage nachgegangen werden, ob die Migration der Ruhrpolen tatsächlich als Beispiel für eine gelungene Integration angegeben werden kann oder ob diese eher unter Druck zustande kam.