Die Schlachten des 20. Jahrhunderts auf den Gebieten der Politik, Wirtschaft, Philosophie und Kunst sind nicht entschieden. Hundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg und der russischen Revolution bedrohen Wirtschaftskrisen, soziale Ungleichheit, Krieg und Diktatur wieder die Menschheit. Im Gegensatz zum Postmodernismus, der die Geschichtsschreibung als rein subjektives "Narrativ" auffasst, betont David North, dass die gründliche materialistische Kenntnis der Geschichte eine Voraussetzung für das Überleben der Menschheit bildet. In 15 brillanten, polemischen Essays geht er auf die wichtigsten politischen und theoretischen Kontoversen des vergangenen Jahrhunderts ein. North spielt seit mehr als 40 Jahren eine führende Rolle in der internationalen sozialistischen Bewegung und ist Chefredakteur der World Socialist Web Site.
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In der jetzigen Zeit, in der alle sozialen und demokratischen Errungenschaften der vergangenen siebzig Jahre angegriffen werden und in Europa wieder Krieg droht, ist das Buch "Die Russische Revolution und das unvollendete Zwanzigste Jahrhundert" von David North unverzichtbar, um sich politisch zu orientieren und eine sozialistische Antwort auf die globale Krise des Kapitalismus zu geben. Seine zentrale Aussage lautet, dass die mit dem vergangenen Jahrhundert "verbundenen Schlachten auf den Gebieten der Politik, Wirtschaft, Philosophie und auch Kunst" noch nicht entschieden sind. Der er These vom "Ende der Geschichte", wie sie vom amerikanischen Politwissenschaftler Francis Fukuyama nach der Auflösung der Sowjetunion verkündet wurde, stellt der Autor die Konzeption des "unvollendeten Zwanzigsten Jahrhunderts" gegenüber. Vom "kurzen Zwanzigsten Jahrhundert" sprach im Gegensatz dazu der britische Historiker Eric Hobsbawm. Für ihn bedeutete die Auflösung der Sowjetunion im Jahr 1991 das Ende der revolutionären Epoche, die mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs begonnen hatte. War der Sozialismus von 1914 bis 1991 in der einen oder anderen Form als Alternative zum Kapitalismus betrachtet worden, ging diese Zeit für Hobsbawm 1991 unwiederbringlich zu Ende. Die Konzeption des "unvollendeten Zwanzigsten Jahrhunderts" erteilt diesem "ahistorischen Pessimismus der kleinbürgerlichen Intelligenz eine Absage. Sie verortet die Menschheit inmitten eines fortdauernden und ungelösten Konflikts", wie North erklärt. "Der Ausgang der globalen Krise, die im August 1914 begann, ist noch nicht entschieden. Die Menschheit steht vor derselben historischen Alternative, die Rosa Luxemburg im Ersten Weltkrieg, vor nahezu 100 Jahren, folgendermaßen formulierte: 'entweder Triumph des Imperialismus und Untergang jeglicher Kultur ... oder der Sieg des Sozialismus'." Aus der Charakterisierung des Zwanzigsten Jahrhunderts als "unvollendet" ergibt sich, dass seine Geschichte unbedingt studiert werden muss. "Die Erschütterungen und Kämpfe der Vergangenheit werden als wesentliche strategische Erfahrungen aufgefasst, deren Lehren sich die internationale sozialistische Bewegung gründlich aneignen muss." Die insgesamt 15 Vorträge und Essays, die in dem Band gesammelt sind, bieten reichhaltiges Material, um diese strategischen Erfahrungen zu verstehen. Sie behandeln eine Vielzahl historischer, politischer und theoretischer Themen, die für das Verständnis des Zwanzigsten Jahrhunderts unverzichtbar sind. Unter anderem befassen sie sich mit der russischen Oktoberrevolution von 1917, der konterrevolutionären Rolle des Stalinismus, Trotzkis Kampf zur Verteidigung des Sozialismus, der Theorie der permanenten Revolution, dem Aufstieg des Nationalsozialismus und den Ursachen des Zweiten Weltkriegs. Einige Beiträge verteidigen den Marxismus gegen moderne Formen des Subjektivismus und Irrationalismus. David North ist wie niemand anders qualifiziert, zu diesen Fragen zu schreiben. Er ist seit mehr als vierzig Jahren in führender Stellung in der internationalen Sozialistischen Bewegung tätig. Derzeit ist er Vorsitzender der internationalen Redaktion der World Socialist Web Site und der Socialist Equality Party in den USA. Sein Buch beruht auf einer gründlichen Kenntnis der amerikanischen, europäischen und internationalen Geschichte und der marxistischen Theorie, wie sie von den Klassikern erarbeitet und von Trotzki und der Vierten Internationale gegen Stalinismus und Opportunismus verteidigt wurde. Er wiederholt aber nie bereits Geschriebenes, sondern entwickelt die historischen und theoretischen Fragen in Bezug auf die Probleme der Gegenwart. Viele Beiträge haben die Form von Polemiken, was ihnen eine zusätzliche Aktualität verleiht. Die in dem Buch gesammelten Vorträge und Essays sind im Verlauf der letzten zwei Jahrzehnte entstanden. Für die Buchausgabe wurden sie redigiert und die Übersetzung sorgfältig überarbeitet. Peter Schwarz, wsws