Johnsey Cullen lebt seit seiner Kindheit damit, dass er von allen als dummer, zurückgebliebener Hornochse abgestempelt wird. Entsprechend ist seine Meinung von sich selbst – sehr gering. Dabei ist Johnsey ein liebenswerter junger Mann Mitte zwanzig, der seinem Job nachgeht, obwohl er dort unter
Mindestlohn bezahlt wird und sich nach dem Tod seines Vaters auch um die Mutter kümmert. Johnsey denkt…mehrJohnsey Cullen lebt seit seiner Kindheit damit, dass er von allen als dummer, zurückgebliebener Hornochse abgestempelt wird. Entsprechend ist seine Meinung von sich selbst – sehr gering. Dabei ist Johnsey ein liebenswerter junger Mann Mitte zwanzig, der seinem Job nachgeht, obwohl er dort unter Mindestlohn bezahlt wird und sich nach dem Tod seines Vaters auch um die Mutter kümmert. Johnsey denkt viel über sich selbst und die Welt nach und diese Gedanken sind – so traurig sie meist sind – auch manchmal lustig, aber immer sehr treffend und fast immer schon recht philosophisch.
Sehr viele Anspielungen versteht Johnsey nicht. Die Dörfler halten ihn für einen Gierhals und erzählen ständig, dass er steinreich ist, aber Johnsey weiß davon nichts. Licht ins Dunkel kommt erst, als Johnsey längere Zeit im Krankenhaus verbringen muss und sich dort mit einer Krankenschwester und Nuschel-Dave anfreundet. Doch Glück und Leid liegen oft sehr nah beieinander ...
Donal Ryan hat mit „Die Sache mit dem Dezember“ ein wunderschönes, aber auch tieftrauriges Buch geschrieben, das beim Lesen schon in einem arbeitet und auch sehr lange sehr stark nachhallt. Der Stil ist – zumindest für mich – neu und gewöhnungsbedürftig: kein einziger Satz ist in direkter Rede. Es wird quasi immer erzählt, was die einzelnen Protagonisten gesagt haben. Das liest sich ein wenig seltsam, aber es passt perfekt zu der Story. Johnseys Ansichten über das Leben im Allgemeinen und sein Leben im Speziellen sind traurig-schön und voller Philosophie. Man möchte sich so gern zu ihm setzen und ihm zuhören und ihm sagen, was für ein wundervoller Mensch er doch ist.
Im Stil eines Monatskalenders werden die Ereignisse, die wie eine Perlenschnur aufeinandergereiht ablaufen, in zwölf Kapiteln von Januar bis Dezember erzählt. Alles passt logisch ineinander, auch wenn man sich vieles ganz anders gewünscht hätte. Ich konnte das Buch kaum aus den Händen legen, auch wenn ich immer wieder so traurig beim Lesen wurde.
Für mich ein Highlight dieses Lesejahres, auch wenn wir noch im ersten Drittel sind. Deshalb von mir trotz aller Traurigkeit fünf Sterne!