Ich gebe ganz ehrlich zu, dass ich absolut keine Ahnung hatte, wer Henny Walden ist. Aber die Zeit, in der die Geschichte spielt, hat mich interessiert und so beschloss ich Henny Walden, die vergessene Soubrette kennenzulernen.
Das Kapitel zur Entstehung der Geschichte fand ich sehr hilfreich, da
man sonst die Einschübe nicht so ganz versteht. Es muss ungeheuer schwierig gewesen sein, Henny…mehrIch gebe ganz ehrlich zu, dass ich absolut keine Ahnung hatte, wer Henny Walden ist. Aber die Zeit, in der die Geschichte spielt, hat mich interessiert und so beschloss ich Henny Walden, die vergessene Soubrette kennenzulernen.
Das Kapitel zur Entstehung der Geschichte fand ich sehr hilfreich, da man sonst die Einschübe nicht so ganz versteht. Es muss ungeheuer schwierig gewesen sein, Henny Waldens Leben zu verfolgen. In Zeiten des Internets und des WWW ist es nicht schwer Informationen zu erhalten, aber in den 20er Jahren wurde noch alles handschriftlich dokumentiert. Zudem war sie nicht so bekannt, wie Marlene Dietrich oder Hans Albers, aber daran mag vielleicht auch der Reiz gelegen haben.
Ich hatte ein paar Seiten gebraucht, um mit der wilden Henny (Henriette Wuttke) warm zu werden. Aber ich konnte ihre Sehnsucht nach der großen Welt in der großen Stadt Berlin nachvollziehen. Dort war in den 20ern das Zentrum der Kunst und Kultur und das pulsierende Leben. Während halb Deutschland noch an dem verlorenen Krieg denkt und sich damit lähmt, will Henriette berühmt werden. Sie will die Bühnen erobern und singen.
Doch Berlin ist nicht nur groß, laut und bunt, sondern auch schnell, hart und fordernd. Henny hat Probleme sich über Wasser zu halten und muss sich mit kleinen Engagements in weniger berühmten Clubs zufrieden geben. Henny Walden hat selten viel Geld. Immer wieder muss sie umziehen und sich verkleinern oder auf neue Kleider verzichten. Sie wird zu einem Nachtmenschen und verkehrt in den Künstlerkreisen, jedoch nicht in denen von Albers, Dietrich & Co.. Sie muss vorsprechen und mit Niederlagen umgehen und verliert doch nie den Lebensmut. Auch die Liebe ist nicht das, was sie sich erhofft hat. Doch sie ist eine Kämpferin, die immer wieder aufsteht und an sich glaubt.
Das Buch erzählt von Henny Walden und ihren "Kampf" um ein kleines Stück von der Berühmtseintorte. Es werden dabei die Verhältnisse in den 20iger Jahren so detailliert und lebensnah beschrieben, dass es einfach nur Spaß macht, in diese Zeit zu reisen. Silke Schütze zeigt aber nicht nur die goldene Seite, die Parties, die Kunst, die Kleider und die Unbeschwertheit nach einem harten Krieg, sondern auch den Überlebenskampf, wenn man keine Auftritte hat, den Hunger, den Geldmangel und den Abstieg.
Immer wieder werden Lieder, Gedichte und kleine Eintragungen aus den Tagebüchern, von Briefen und Notizzetteln eingefügt und dies schafft ein authentischeres Bild von Henny Walden. Die Texte spiegeln die Zeit wieder und wie auch schon die Autorin erwähnte, muss man sich diese auch beim Lesen der Texte vor Augen halten, denn sonst wirken sie eigenartig oder kitschig. Für die damalige Zeit waren sie jedoch passend und teilweise mit einem Augenzwinkern.
Insgesamt fand ich das Buch gut geschrieben und verständlich. Manchmal war es mir etwas zu träge, langatmig, dann zog die Autorin das Tempo wieder etwas mehr an. Manche Passagen hätten auch etwas kürzer sein können, aber das ist ein subjektives Empfinden.
Ansonsten hat mir das Buch gut gefallen und ich bin gern mit Henny Walden in den 20ern gewesen.
PS: Ganz zum Schluß lässt die Autorin noch eine kleine "Bombe" platzen.