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Auf einem Luxusdampfer von New York nach Buenos Aires wird die friedliche Reise durch eine unerwartete Begegnung gestört: Ein geheimnisvoller Fremder fordert den weltbekannten Schachmeister Mirko Czentovic zu einer Partie heraus. Was zunächst als harmloser Zeitvertreib erscheint, entwickelt sich bald zu einem packenden psychologischen Duell. Die Schachnovelle stellt den Leser vor zwei außergewöhnliche Charaktere. Der unbesiegbare Czentovic, ein Analphabet, dessen einziges Talent das Schachspiel ist, steht im krassen Gegensatz zu Dr. B., einem gebildeten, sensiblen Mann, der in der Isolation…mehr

Produktbeschreibung
Auf einem Luxusdampfer von New York nach Buenos Aires wird die friedliche Reise durch eine unerwartete Begegnung gestört: Ein geheimnisvoller Fremder fordert den weltbekannten Schachmeister Mirko Czentovic zu einer Partie heraus. Was zunächst als harmloser Zeitvertreib erscheint, entwickelt sich bald zu einem packenden psychologischen Duell. Die Schachnovelle stellt den Leser vor zwei außergewöhnliche Charaktere. Der unbesiegbare Czentovic, ein Analphabet, dessen einziges Talent das Schachspiel ist, steht im krassen Gegensatz zu Dr. B., einem gebildeten, sensiblen Mann, der in der Isolation der Gestapo-Haft auf tragische Weise den Verstand beinahe verloren hätte. Beide Männer sind auf ihre Art Gefangene ihrer Vergangenheit – und beide suchen nach Erlösung in den Schachzügen, die sie gegeneinander führen. Der zentrale Konflikt in Stefan Zweigs "Schachnovelle" dreht sich um den Kampf des Geistes gegen die drohende Zerstörung durch Wahnsinn und Isolation. Die Partie zwischen Dr. B. und Czentovic wird zu einer Metapher für den inneren Konflikt des Menschen – gefangen zwischen Verstand und Wahnsinn, zwischen Rationalität und Verzweiflung. Die Geschichte enthält meisterhafte Charakterstudien, die den Leser in die Tiefen der menschlichen Psyche führen und verdeutlicht die zerstörerische Kraft von extremer Einsamkeit, aber auch die schier unerschöpfliche Fähigkeit des menschlichen Geistes, Widerstand zu leisten. Die Schachnovelle ist eine ungemein intensive und spannende Lektüre, die man nicht unterbrechen kann. Zweig führt seine Leser mit sprachlicher Eleganz und psychologischer Raffinesse durch eine Geschichte, die lange nachhallt. Für Liebhaber anspruchsvoller Literatur bietet dieses Buch eine Erzählung, die immer wieder gelesen werden kann, wie ein heißgeliebtes Gedicht.
Autorenporträt
Stefan Zweig (1881-1942) wuchs als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Wien auf. Er schrieb Gedichte, Novellen, Dramen und Essays, die 1933 der Bücherverbrennung der Nazis zum Opfer fielen. Er lebte von 1919 bis 1934 in Salzburg, emigrierte von dort nach England und 1941 nach Brasilien. Sein episches Werk machte ihn ebenso berühmt wie seine historischen Miniaturen und die biographischen Arbeiten. Am 23. Februar 1942 schied er in Petrópolis, Brasilien, freiwillig aus dem Leben.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.06.2010

DAS HÖRBUCH
Eine Meisterpartie
Stefan Zweigs „Schachnovelle“
als glänzend gelungenes Hörspiel
Nachdem Stefan Zweig gemeinsam mit seiner Frau Lotte im September 1941 ein winziges Häuschen in einem Vorort von Petrópolis bezogen hatte, schrieb er an seine erste Frau, Friderike, wie froh er sei, „America entronnen zu sein, ich passe nicht hin durch meine Ungeschäftlichkeit“. Er korrigiere jetzt, teilte er aus brasilianischen Exil mit, „viel an der Autobiografie“ und habe „eine kleine Schachnovelle entworfen, angeregt davon, dass ich mir für die Abgeschiedenheit ein Schachbuch gekauft habe und mit Lotte täglich die Partien der grossen Meister nachspiele“. Er würde bis zuletzt an dieser Novelle arbeiten, aus Vorsicht ließ er mehrere Typoskripte anfertigen, schickte sie nach Rio de Janeiro, New York und Buenos Aires, bevor er sich am 22. Februar 1942 das Leben nahm.
Man hat die „Schachnovelle“ oft als eine Art Abschiedsbrief Zweigs gelesen. Sie ist es wenigstens so sehr wie die Erinnerungen an die „Welt von Gestern“. Der Unterschied der Zeiten wie der Fortschritt zum Schlechteren werden im Zusammentreffen unvereinbarer Charaktere gestaltet. Auf einem Passagierdampfer begegnen sich: ein Anwalt, der in der Gestapo-Haft seinen Peinigern ein Schachlehrbuch stahl und im Geiste die dort versammelten Meisterpartien nachspielte, um nicht der Isolationsfolter zu erliegen; ein Schachweltmeister, der wie ein Rechenmaschine vor dem Brett sitzt, der stumpfsinnige, fantasielose, im Kern bösartige Mirko Czentovic; der dritte im Bunde ist der neugierige, sensationslüsterne McConnor, eine Erfolgsmensch. In dieser Gesellschaft, durch Zufall hineingezogen und ins Spiel verwickelt, hat der Anwalt, hat der Anstand kaum eine Chance.
1959 wurde unter der Regie von Hans Hausmann ein Hörspiel nach Zweigs „Schachnovelle“ aufgenommen. Mögen bei der unvermeidlichen Kürzung auch Nuancen der Personencharakteristik und Details der Spielschilderungen geopfert worden sein, so hat man doch kaum sonst die Dramatik des Geschehens so eindrucksvoll erlebt. Das ist ein Verdienst der Regie, die das Drama in der Novelle erkannte und in Szene setzte, und es ist das Verdienst der Schauspieler, die hier glänzen: Gert Westphal als Erzähler, Mario Adorf, der den Czentovic wenig später auch in einer Verfilmung spielte. Vor allem aber bleibt Willy Trenk-Trebitsch als Dr. Blatt in Erinnerung – Trenk-Trebitsch, der 1902 in Wien geboren worden war, in der Uraufführung der „Dreigroschenoper“ den Mackie Messer gegeben hatte, 1938 nach Paris geflohen war und von dort 1940 in die USA entkam, verleiht dem Anwalt, der im Schachspiel Rettung und Verwirrung fand, eine ungeheure Intensität. Es gelingt ihm, den abrupten Wechsel glaubhaft zu machen: Er trifft den Ton sympathischer Weltläufigkeit, souveräner Humanität ebenso wie den des Gehetzten, zwanghaft Handelnden. Verletzlichkeit wurde selten so unsentimental wie hier vergegenwärtigt.
JENS BISKY
STEFAN ZWEIG: Schachnovelle. Hörspielbearbeitung: Klaus L. Graeupner. Regie: Hans Hausmann. Sprecher: Gert Westphal, Mario Adorf, Willy Trenk-Trebitsch. Produktion: Hessischer Rundfunk/Saarländischer Rundfunk/Schweizer Radio DRS 1959. Hörverlage, München 2010. 1 CD, 65 Minuten, 14,95 Euro.
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