Der Pergamonaltar, das Markttor von Milet, die Löwen von Babylon, die Büste der Nofretete - das alles sind Schätze, die wir heute in deutschen Museen bewundern. Woher stammen diese Werke? Wann und unter welchen Umständen sind sie nach Deutschland gekommen? Sind wir eigentlich die rechtmäßigen Besitzer dieser weltberühmten Kulturgüter? Jürgen Gottschlich und Dilek Zaptcioglu-Gottschlich unterziehen die Geschichte archäologischer Ausgrabungen und ihres Abtransports ins Deutsche Kaiserreich einer eingehenden Prüfung. Im Mittelpunkt stehen die Expeditionen berühmter Ausgräber wie Carl Humann, Theodor Wiegand und Robert Koldewey einerseits und die überwiegend nationalistischen Motive ihrer Beutezüge im Dienst des Kaisers andererseits. Ging es in der Raubkunst-Debatte bislang eher um Kunstwerke aus afrikanischen und asiatischen Kolonien, wird hier erstmals ein Buch zu archäologischen Funden im ehemaligen Osmanischen Reich vorgelegt. Genauso wichtig wie die Forderung nach Restitution ist dabei die Frage: Wie machen wir das Weltkulturerbe möglichst vielen Menschen zugänglich?
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensentin Christiane Schlötzer empfiehlt das Buch des Journalisten Jürgen Gottschlich und der Historikerin Dilek Zaptcioglu-Gottschlich allen Disputanten der Restitutionsdebatte. Zu lernen ist aus den Befunden der Autoren laut Rezensent, wie tolldreist sich deutsche Archäologen und Politiker bei den Schätzen des Osmanischen Reichs bedienten. Was die Autoren in den Archiven in Istanbul und Berlin, in Briefen und Biografien zu den Beutezügen ans Licht bringen, gleicht laut Schlötzer einem "Selbstbedienungsladen". Die Leistungen der Ausgräber von der Akropolis oder von Assur, die im Buch durchaus gewürdigt werden, treten dahinter zurück, findet sie. Der Empfehlung der Autoren zu einem ehrlichen Umgang mit der Geschichte sollte man besser Folge leisten, so Schlötzer.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Das Buch 'Die Schatzjäger des Kaisers' erzählt hochspannend, wie skrupellos sich der Westen im Orient antike Kunst besorgte.« Christiane Schlötzer Süddeutsche Zeitung 20220714