Margherita Costa - nie gehört¿? Nach 400 Jahren wird es Zeit¿! Schließlich war die um 1600 geborene Römerin die wohl profilierteste Schriftstellerin ihrer Generation. Ihr wildes, respektloses und genresprengendes Werk war jahrhundertelang völlig vergessen. Costa war Opernstar und Kurtisane, Intima dreier Papstfamilien und Räuberbraut, Feministin und Pornografin, Mutter vieler Töchter unklarer Herkunft und die wohl erste Satirikerin der Welt. Aus ihrer Dichtung strahlt die Sinnlichkeit in so grellen Farben, dass man beim Lesen gern zur Sonnenbrille greift. Christine Wunnicke hat sich in Costa verliebt und ihre Texte in mitreißendes Deutsch gebracht. Und ihr Porträt dieser wahrlich fantastischen Autorin ist, wen wundert's, ein Stück schönster Biografie-Literatur.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Eine äußerst erstaunliche italienische Dichterin darf Kritikerin Katharina Teutsch dank Christine Wunnicke kennenlernen: Margherita Costa war, neben der Schriftstellerei, unter anderem Nonne, Prostituierte, Mutter und Geliebte eines kalabrischen Auftragsmörders, wovon auch ihr umfangreiches und ebenso breit gefächertes Werk erzählt. Christine Wunnicke, die Teutsch schon als Freundin obskurer Literaturgestalten kennt, hat eine Auswahl getroffen und übersetzt, aus Gedichten, die vom Sex mit nur gering bestückten Zwergen handeln und vom Unsichtbarwerden älterer Frauen, die die Rezensentin mit ihrer Vitalität und Strahlkraft beeindrucken und zudem an aktuelle Entwicklungen im Literaturbetrieb anschließbar sind. "Ich tat es nur, weil es mich amüsierte", fasst Costa selbst ihr Leben zusammen - amüsant und unbedingt lesenswert auch für Katharina Teutsch.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.04.2023Von Medici und Papstfamilien gleichermaßen geschätzt
Ein Frauenwunder aus dem Barock: Christine Wunnicke entdeckt die italienische Dichterin Margherita Costa für den deutschen Sprachraum.
Von Katharina Teutsch
Der irre Pöbel freut sich und gibt acht, / wenn eine Frau die Zeit des Alterns spürt, / über ihr Tun wird sinnlos nachgedacht und ihr Denken sinnlos kommentiert. / Wer hat dies seltsame Gesetz gemacht, / dass man nun hasst, wonach man einst gegiert? Frühling und Sommer habt ihr angebetet, / dann kommt der Herbst, den ihr mit Füßen tretet." Hätten die Initiatorinnen der Aktion "Let's change the picture" gegen Altersdiskriminierung in Film und Fernsehen bei der Planung ihrer Februar-Kampagne die vierhundert Jahre alten Gedichte von Margherita Costa gekannt, hätte ihre Initiative eine Lady-Gagahafte Schirmherrin gehabt, und Costas deutsche Entdeckerin Christine Wunnicke wäre jetzt vielleicht in Film und Fernsehen ein bekanntes weibliches Gesicht Ü 50.
So kam es aber nicht. Denn Margherita Costa kannte bis vor wenigen Wochen weder der "irre Pöbel" noch sonst jemand in Deutschland. Der erfolgreichen Romanautorin Wunnicke war die schreibende Operndiva zufällig bei einer Recherche über den Weg gelaufen. Sie las sich fest in deren Werk und staunte. Das war eine Person ganz nach Wunnickes Geschmack. Sind ihre Romane doch stets Reservat für die Exzentriker der Zeitgeschichte.
Costa, nun erstmals von Wunnicke ins Deutsche gebracht, muss ein Wesen voller Widersprüche gewesen sein. Wandlungsfähig in Leben, Werk und Wirken. Fordernd und geschunden, weise und töricht, heroisch und resigniert - dabei immer mit Effekt. Eine Selbstdenkerin im Patronagesystem der italienischen Kulturszene.
Als Lyrikerin pflegte Costa die kalkulierte Grenzüberschreitung. Schließlich war sie mit einer Biographie geschlagen, die sie früh auf eine Außenseiterposition festlegte, was ihr wiederum einen sicheren Platz in der Debattenkultur des 21. Jahrhunderts sichern dürfte. Von Klagen über Altersdiskriminierung kommt man bei ihr schnell zu geschlechterfluiden Befreiungsphantasien, wilden Bonny-und-Clyde-Lovestorys und abgezockten Identitätsschwindeln mit viel Lametta und Schießpulver.
Margherita Costa war Hure, Nonne, Mutter, Banditenbraut, Sängerin, Hausfrau und Dichterin. Alle sich daraus ergebenden Lebensprobleme sind Gegenstand ihres literarischen Schaffens. Damit bezirzte sie die Medici ebenso wie diverse Papstfamilien. Dem Thema Altersdiskriminierung widmet sie ein seitenlanges Gedicht, das den programmatischen Titel trägt "Eine Frau, die über den Verlust ihrer Schönheit klagt, tadelt die Frauen für ihre Oberflächlichkeit". Auf ihr Äußeres verschwende eine solche Frau "mehr Künste und mehr Denken, / als man braucht, um einen Staat zu lenken". Costas lyrisches Ich räumt ein, selbst schon kostbare Lebenszeit mit Beautyanwendungen vergeudet zu haben: "Um meine schwarzen Haare zu blondieren, / hab ich auf schikanöse Kunst geschworen, / ließ mich im Ofen qualvoll destillieren, / um dann in Phöbus' heißem Strahl zu schmoren."
Das klingt abscheulich und wird noch abscheulicher, wenn man Wunnickes Fußnote dazu liest. Darin steht, dass man, mit dem genannten Bleichmittel bestrichen, den Kopf für eine Weile in den Ofen zu stecken hatte, um dann mehrere Stunden unter der italienischen Sonne zu schmoren. Hat man als Frau eines gewissen Alters jedoch begriffen, dass man seinen Kopf nicht länger in den Ofen, sondern lieber in die Bücher steckt, ist es aus mit dem Schönheitskult: "Vom Thron der grünen Jugend stieg ich zwar, / doch ist's zu früh, um gleich davonzurennen! / Ich bin kein Mädchen. Eine Greisin? Nein!"
Von nun an muss der angegraute Blaustrumpf es mit den inneren Werten der Herren aufnehmen. Die Dichtung ist der unsichtbar gewordenen Frau da ein Refugium: "Die Poesie ist arm und ohne Schmuck", schreibt Margherita Costa, "ihr Lebenswerk ist ihr Gedankenflug."
Davon hatte die Costa eventuell mehr, als ihr dienlich war. In der Einleitung steht, sie habe fünfzehn Bücher verfasst: "Bändeweise Gedichte, Opernlibretti, den Bericht von einer Reise, an der sie nicht teilnahm, eine surreale Sexkomödie, ein geistiges Epos, fiktionale Liebesbriefe, die bald nach ihrem Tod auf dem Index landeten, das Skript für ein Pferdeballett und eine geheimnisvolle Autofiktion in Terzinen, die nur im Manuskript überliefert ist; damit war sie eine der produktivsten Schriftstellerinnen ihrer Zeit."
Eine virtuosa nannten sie ihre Zeitgenossen - damit war ein höherer Dilettantismus gemeint, bei dem stets ein wenig Verwegenheit mitschwingt. Die hält dem zweiten Attribut in Sachen Costa die Steigbügel: Sie war in ihrer Heimatstadt Rom als Prostituierte registriert, als meretrice. Das war ein steuerpflichtiges Gewerbe, hatte aber zur Folge, dass die betreffende Dame in Distanz zur Normalgesellschaft blieb. Eine Sexarbeiterin im barocken Rom "durfte in der Dunkelheit das Haus nicht verlassen, keine Seide tragen, nicht Kutsche fahren, sich nicht verkleiden, vor allem nicht als Witwe, Nonne oder Mann". Ferner hatte sie sich von bewaffneten Männern fernzuhalten.
Genau dies unterließ die Costa aber, indem sie jahrelang in wilder Ehe mit einem Auftragskiller lebte. Ihm zuliebe begann sie mit dem Dichten, und seinetwegen wollte sie es wieder aufgeben: "Ich gehe fort und werde nur noch schweigen." Am besten gleich in einem Kloster, womit das Motiv von der Hure im Nonnenhabit mit kindlichem Trotz ausgespielt wird. Tiberio Squilletti, Costas verwegener Lebensgefährte, von dem sie mutmaßlich mehrere Kinder hatte, war ein kalabresischer Raubmörder, der einen erstaunlichen gesellschaftlichen Aufstieg in die vatikanischen Kreise hingelegt hatte. Wunnicke bezeichnet die beiden als "ehrgeizige Outlaws".
Tatsächlich ist das Erstaunlichste an Costas Werk seine anarchistische Spiellust. Nicht nur die Grenzen der Stände verschwinden darin. Auch die des Alters, der Geschlechter und der sexuellen Sphären. In ihren "Lettere amorose", erschienen 1639, verspricht Costa ein enzyklopädisches Lehrbuch über alle Spielarten der Liebe. Darin möchte sie sowohl als Mann als auch als Frau auftreten ("bald Venus und bald Herkules"). Dabei zeigt sie eine Neigung zum Pornographischen. Das Gedicht "Eine schöne Frau an einen Zwerg" erzählt "von einer, die Dein Weniges befriedigt" und die sich deshalb wünscht: "Dein Weniges, es werde mehr."
Christine Wunnicke, die schon eine Biographie über den italienischen Kastraten Filippo Balatri verfasste und Gedichte, Satiren und Briefe des exzentrischen Earl von Rochester übersetzte, hat mit Margherita Costa ein neues spektakuläres Mitglied für ihre schräge Literaten-WG gefunden. Über den Earl hieß es im Klappentext: "Am besten stellen wir uns Rochester als einen nur selten nüchternen Gentleman vor, der frohgemut sämtliche Karrierechancen über Bord warf, das Theater über alles liebte und sich ständig verkleidete . . . Er hatte unzählige Affären mit Männern und Frauen und zeichnete sich durch eine hektische Energie und Spontanität aus, die sich durch mögliche Folgen nicht im Geringsten beirren lässt."
Margherita Costa hätte er gefallen. Denn auch sie verstand es, mit ihrem Leben zu spielen: "Ich tat, als fröre ich im Eis, als glühte / im Feuer ich, doch fror und glüht' ich nie: / Ich tat nur so, weil es mich amüsierte."
Margherita Costa: "Die schöne Frau bedarf der Zügel nicht".
Porträt, Werkauswahl und aus dem Italienischen von Christine Wunnicke. Zweisprachig Italienisch/Deutsch. Berenberg Verlag, Berlin 2023. 352 S., geb., 30,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Frauenwunder aus dem Barock: Christine Wunnicke entdeckt die italienische Dichterin Margherita Costa für den deutschen Sprachraum.
Von Katharina Teutsch
Der irre Pöbel freut sich und gibt acht, / wenn eine Frau die Zeit des Alterns spürt, / über ihr Tun wird sinnlos nachgedacht und ihr Denken sinnlos kommentiert. / Wer hat dies seltsame Gesetz gemacht, / dass man nun hasst, wonach man einst gegiert? Frühling und Sommer habt ihr angebetet, / dann kommt der Herbst, den ihr mit Füßen tretet." Hätten die Initiatorinnen der Aktion "Let's change the picture" gegen Altersdiskriminierung in Film und Fernsehen bei der Planung ihrer Februar-Kampagne die vierhundert Jahre alten Gedichte von Margherita Costa gekannt, hätte ihre Initiative eine Lady-Gagahafte Schirmherrin gehabt, und Costas deutsche Entdeckerin Christine Wunnicke wäre jetzt vielleicht in Film und Fernsehen ein bekanntes weibliches Gesicht Ü 50.
So kam es aber nicht. Denn Margherita Costa kannte bis vor wenigen Wochen weder der "irre Pöbel" noch sonst jemand in Deutschland. Der erfolgreichen Romanautorin Wunnicke war die schreibende Operndiva zufällig bei einer Recherche über den Weg gelaufen. Sie las sich fest in deren Werk und staunte. Das war eine Person ganz nach Wunnickes Geschmack. Sind ihre Romane doch stets Reservat für die Exzentriker der Zeitgeschichte.
Costa, nun erstmals von Wunnicke ins Deutsche gebracht, muss ein Wesen voller Widersprüche gewesen sein. Wandlungsfähig in Leben, Werk und Wirken. Fordernd und geschunden, weise und töricht, heroisch und resigniert - dabei immer mit Effekt. Eine Selbstdenkerin im Patronagesystem der italienischen Kulturszene.
Als Lyrikerin pflegte Costa die kalkulierte Grenzüberschreitung. Schließlich war sie mit einer Biographie geschlagen, die sie früh auf eine Außenseiterposition festlegte, was ihr wiederum einen sicheren Platz in der Debattenkultur des 21. Jahrhunderts sichern dürfte. Von Klagen über Altersdiskriminierung kommt man bei ihr schnell zu geschlechterfluiden Befreiungsphantasien, wilden Bonny-und-Clyde-Lovestorys und abgezockten Identitätsschwindeln mit viel Lametta und Schießpulver.
Margherita Costa war Hure, Nonne, Mutter, Banditenbraut, Sängerin, Hausfrau und Dichterin. Alle sich daraus ergebenden Lebensprobleme sind Gegenstand ihres literarischen Schaffens. Damit bezirzte sie die Medici ebenso wie diverse Papstfamilien. Dem Thema Altersdiskriminierung widmet sie ein seitenlanges Gedicht, das den programmatischen Titel trägt "Eine Frau, die über den Verlust ihrer Schönheit klagt, tadelt die Frauen für ihre Oberflächlichkeit". Auf ihr Äußeres verschwende eine solche Frau "mehr Künste und mehr Denken, / als man braucht, um einen Staat zu lenken". Costas lyrisches Ich räumt ein, selbst schon kostbare Lebenszeit mit Beautyanwendungen vergeudet zu haben: "Um meine schwarzen Haare zu blondieren, / hab ich auf schikanöse Kunst geschworen, / ließ mich im Ofen qualvoll destillieren, / um dann in Phöbus' heißem Strahl zu schmoren."
Das klingt abscheulich und wird noch abscheulicher, wenn man Wunnickes Fußnote dazu liest. Darin steht, dass man, mit dem genannten Bleichmittel bestrichen, den Kopf für eine Weile in den Ofen zu stecken hatte, um dann mehrere Stunden unter der italienischen Sonne zu schmoren. Hat man als Frau eines gewissen Alters jedoch begriffen, dass man seinen Kopf nicht länger in den Ofen, sondern lieber in die Bücher steckt, ist es aus mit dem Schönheitskult: "Vom Thron der grünen Jugend stieg ich zwar, / doch ist's zu früh, um gleich davonzurennen! / Ich bin kein Mädchen. Eine Greisin? Nein!"
Von nun an muss der angegraute Blaustrumpf es mit den inneren Werten der Herren aufnehmen. Die Dichtung ist der unsichtbar gewordenen Frau da ein Refugium: "Die Poesie ist arm und ohne Schmuck", schreibt Margherita Costa, "ihr Lebenswerk ist ihr Gedankenflug."
Davon hatte die Costa eventuell mehr, als ihr dienlich war. In der Einleitung steht, sie habe fünfzehn Bücher verfasst: "Bändeweise Gedichte, Opernlibretti, den Bericht von einer Reise, an der sie nicht teilnahm, eine surreale Sexkomödie, ein geistiges Epos, fiktionale Liebesbriefe, die bald nach ihrem Tod auf dem Index landeten, das Skript für ein Pferdeballett und eine geheimnisvolle Autofiktion in Terzinen, die nur im Manuskript überliefert ist; damit war sie eine der produktivsten Schriftstellerinnen ihrer Zeit."
Eine virtuosa nannten sie ihre Zeitgenossen - damit war ein höherer Dilettantismus gemeint, bei dem stets ein wenig Verwegenheit mitschwingt. Die hält dem zweiten Attribut in Sachen Costa die Steigbügel: Sie war in ihrer Heimatstadt Rom als Prostituierte registriert, als meretrice. Das war ein steuerpflichtiges Gewerbe, hatte aber zur Folge, dass die betreffende Dame in Distanz zur Normalgesellschaft blieb. Eine Sexarbeiterin im barocken Rom "durfte in der Dunkelheit das Haus nicht verlassen, keine Seide tragen, nicht Kutsche fahren, sich nicht verkleiden, vor allem nicht als Witwe, Nonne oder Mann". Ferner hatte sie sich von bewaffneten Männern fernzuhalten.
Genau dies unterließ die Costa aber, indem sie jahrelang in wilder Ehe mit einem Auftragskiller lebte. Ihm zuliebe begann sie mit dem Dichten, und seinetwegen wollte sie es wieder aufgeben: "Ich gehe fort und werde nur noch schweigen." Am besten gleich in einem Kloster, womit das Motiv von der Hure im Nonnenhabit mit kindlichem Trotz ausgespielt wird. Tiberio Squilletti, Costas verwegener Lebensgefährte, von dem sie mutmaßlich mehrere Kinder hatte, war ein kalabresischer Raubmörder, der einen erstaunlichen gesellschaftlichen Aufstieg in die vatikanischen Kreise hingelegt hatte. Wunnicke bezeichnet die beiden als "ehrgeizige Outlaws".
Tatsächlich ist das Erstaunlichste an Costas Werk seine anarchistische Spiellust. Nicht nur die Grenzen der Stände verschwinden darin. Auch die des Alters, der Geschlechter und der sexuellen Sphären. In ihren "Lettere amorose", erschienen 1639, verspricht Costa ein enzyklopädisches Lehrbuch über alle Spielarten der Liebe. Darin möchte sie sowohl als Mann als auch als Frau auftreten ("bald Venus und bald Herkules"). Dabei zeigt sie eine Neigung zum Pornographischen. Das Gedicht "Eine schöne Frau an einen Zwerg" erzählt "von einer, die Dein Weniges befriedigt" und die sich deshalb wünscht: "Dein Weniges, es werde mehr."
Christine Wunnicke, die schon eine Biographie über den italienischen Kastraten Filippo Balatri verfasste und Gedichte, Satiren und Briefe des exzentrischen Earl von Rochester übersetzte, hat mit Margherita Costa ein neues spektakuläres Mitglied für ihre schräge Literaten-WG gefunden. Über den Earl hieß es im Klappentext: "Am besten stellen wir uns Rochester als einen nur selten nüchternen Gentleman vor, der frohgemut sämtliche Karrierechancen über Bord warf, das Theater über alles liebte und sich ständig verkleidete . . . Er hatte unzählige Affären mit Männern und Frauen und zeichnete sich durch eine hektische Energie und Spontanität aus, die sich durch mögliche Folgen nicht im Geringsten beirren lässt."
Margherita Costa hätte er gefallen. Denn auch sie verstand es, mit ihrem Leben zu spielen: "Ich tat, als fröre ich im Eis, als glühte / im Feuer ich, doch fror und glüht' ich nie: / Ich tat nur so, weil es mich amüsierte."
Margherita Costa: "Die schöne Frau bedarf der Zügel nicht".
Porträt, Werkauswahl und aus dem Italienischen von Christine Wunnicke. Zweisprachig Italienisch/Deutsch. Berenberg Verlag, Berlin 2023. 352 S., geb., 30,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main