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Bei Sachbüchern kennen die Leser das: Wenn der Autor neue Erkenntnisse zu seinem Thema bekommt, baut er diese in einer neuen, erweiterten Auflage ein. Wolfgang Schorlau, bekannt für seine politischen Krimis um den Stuttgarter Privatermittler Georg Dengler, führt die erweiterte Auflage jetzt auch im Kriminalroman ein. Denglers achter Fall, "Die schützende Hand", 2015 erstmals erschienen, liegt nun als Taschenbuch vor - ergänzt um viele Seiten mit allem, was der eifrige Dengler in zwei Jahren zu seinem Fall zusammengetragen hat.
Der Fall, das ist der Tod der beiden NSU-Terroristen Mundlos und Böhnhardt. Dengler bekommt - anonym - den Auftrag, den mutmaßlichen Selbstmord der beiden Aktivisten des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds aufzuklären. Schorlaus Ermittler zitiert seitenweise aus Dokumenten der Parlamentarischen Untersuchungsausschüsse und aus Zeitungsartikeln. Die Widersprüche in den Ermittlungsakten sind offensichtlich. Die Rolle, die der thüringische Verfassungsschutz, andere deutsche Sicherheitsbehörden und amerikanische Geheimdienste darin spielen, entwickelt Schorlau zu einer gigantischen Verschwörungstheorie.
Die gründliche Recherche ist durchaus lobenswert. Nur: die Mischung aus Dokumentation, ergänzt um politische Kommentare, bei denen der Leser den erhobenen Zeigefinger förmlich vor sich sieht, lassen das Atmosphärische, das Erzählerische über weite Strecken vermissen. "Dieses Buch ist eine Erzählung", schreibt Schorlau im Nachwort zur erweiterten Ausgabe. Die Erzählung aber droht immer wieder abzugleiten, weil auch für den Leser im Roman von Anfang an klar ist, wo politisch die Guten und die Bösen sind. Die NSU-Täter als Marionetten der Geheimdienste? Um zu diesem Ziel zu kommen, blendet Dengler vieles aus. Weniger politische Ambition hätte dem Buch gutgetan.
CARSTEN GERMIS.
Wolfgang Schorlau: "Die schützende Hand". Denglers achter Fall.
Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2017. 432 S., br., 9,99 [Euro].
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