Wie sollte man mit Menschen umgehen, die unter starkem Affekt eine Straftat begehen? Einer verbreiteten Ansicht zufolge verlieren Affekttäter die Beherrschung über sich selbst und können ihr Verhalten nicht ganz verantworten. So wirkt sich der Affekt auf die Schuld des Täters aus mit der Folge einer Strafmilderung oder sogar eines Freispruchs. Lucas Montenegro unterzieht diese Ansicht einer umfassenden Kritik, die bis in die Grundlagen strafrechtlicher Schuld reicht. Durch die Analyse wird aufgezeigt, wie die heute im Strafrecht herrschende Auffassung über Affekt auf einer Vereinfachung der Rolle von Emotionen bei der Erklärung von Handlungen und der Zuschreibung von Verantwortung beruht. Die gewonnenen Erkenntnisse bereiten den Boden für die Entwicklung eines eigenen Konzepts strafrechtlicher Schuld, das besser in der Lage wäre, Emotionen in ihrer Komplexität zu erfassen. Geboren 1989; Studium der Rechtswissenschaft an der Universidade Federal do Ceará (Brasilien); 2022 Promotion (HU Berlin); LL.M.-Studium an der Universität Göttingen; wiss. Mitarbeiter am Lehrstuhl für Strafrecht, Rechtsphilosophie/Rechtstheorie der Universität Halle/Wittenberg.
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