In enger Zusammenarbeit mit A.N. LEONT'EV und unter Aufgreifen von VYGOTSKIJS Konzeption der "Zone der nächsten Entwicklung" hat Piotr J. GAL'PERIN einen theoretischen und empirischen Forschungszusammen-hang von pädagogischer Psychologie und Entwicklungspsychologie begründet, der weltweit bedeutenden Einfluss hatte und hat. Dies - nach den PISA- und IGLU-Erhebungen von ganz besonderer Bedeutung für das deutsche Bildungssystem - wird durch die verschiedenen Beiträge des vorliegenden Bandes erschlossen. GAL'PERINS Artikel "Zur Untersuchung der intellektuellen Entwicklung des Kindes" liefert einen Einblick in die theoretische und unterrichtspraktische Dimension seines Forschungsansatzes. Wolfgang JANTZEN diskutiert, bezogen auf die den Traditionen von VYGOTSKIJ, LEONT'EV und GAL'PERIN verpflichtete entwicklungslogische Didaktik von Georg FEUSER, wesentliche Desiderate ihrer Weiterentwicklung. Susanna BORMANN gibt einen systematischen Überblick über die pädagogisch-psychologische Konzeption von GAL'PERINS langjähriger Mitarbeiterin und Kollegin Nina F. TALYZINA, in deren Zentrum Fragen des Begriffserwerbs in der Schule stehen. Die didaktische Konzeption TALYZINAS und ihre Umsetzung insbesondere beim Aufbau mathematischer Kenntnisse in der Grundschule werden auf aktuellem Stand rekonstruiert. Dies wird ergänzt durch den Rückgriff auf die von Ljudmila F. OBUCHOVA aufgezeigte Perspektive der systematischen Herausbildung des "konkret-operativen Denkens" im Sinne von J. PIAGET. Die sog. "Erhaltungsfunktion" - in psychologischer Hinsicht ausschlaggebend für die "Schulreife" - kann im Kindergarten schon weit früher aufgebaut werden Dies zeigt Catharina RIEGER anhand der Diskussion des durch Arbeiten von OBUCHOVA inaugurierten "Niederländischen Programms zum Aufbau der Erhaltungsfunktion". Durch systematische Rückgriffe auf die Theorieentwicklung von PIAGET selbst und zahlreiche praxisbezogene Beispiele werden Wege aufgezeigt, entscheidende Grundlagen des Begriffserwerbs bereits im Kindergarten zu realisieren.