In dem italienischen Bergdorf Nevada kann Augusto de Boer seine Familie vom Tabakanbau allein nicht ernähren. Daher versteckt er im Sommer ein paar Tabakblätter vor den Kontrolleuren und zieht im Spätherbst über die stark bewachte Grenze nach Österreich, um dort den hochwertigen Tabak zu tauschen und Lebensmittel zu beschaffen. Eines Tages - es ist das Jahr 1893 - entscheidet er sich, seine älteste Tochter, Jole, mitzunehmen. Sie besteht das Abenteuer an seiner Seite.
Drei Jahre später muss sie allein zum Schmuggeln aufbrechen, denn Augusto ist nach einem neuerlichen Aufbruch nach Österreich spurlos verschwunden, und die Familie droht zu verhungern. Auf ihrem Ritt über die Dolomiten muss Jole nicht nur mit bewaffneten Grenzwachen und durchtriebenen Schmugglern fertig werden, sondern auch sonderbare Gerüchte über ihren Vater vernehmen. Anfangs nimmt sie diese nicht ernst, doch die Saat der Zweifels scheint langsam aufzugehen ...
Drei Jahre später muss sie allein zum Schmuggeln aufbrechen, denn Augusto ist nach einem neuerlichen Aufbruch nach Österreich spurlos verschwunden, und die Familie droht zu verhungern. Auf ihrem Ritt über die Dolomiten muss Jole nicht nur mit bewaffneten Grenzwachen und durchtriebenen Schmugglern fertig werden, sondern auch sonderbare Gerüchte über ihren Vater vernehmen. Anfangs nimmt sie diese nicht ernst, doch die Saat der Zweifels scheint langsam aufzugehen ...
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Köhler & Klischee
Matteo Righettos Bestseller
„Die Seele des Monte Pavione“
Ein knorriger Bergbauer muss her, der in bester Italo-Anarcho-Manier gegen die Obrigkeit aufbegehrt, Tabak über die Grenze nach Österreich schmuggelt und durch irgendein Ungemach nicht zu seiner darbenden Familie zurückkehren kann, und zack, schon steht die Handlung eines internationalen Bestsellers. So hat es sich Matteo Righetto, Literatur-Dozent in Padua, ausgerechnet und damit Glück gehabt. Lizenzverkäufe in die halbe Welt, hymnische Besprechungen in Italien.
„Die Seele des Monte Pavione“ heißt Righettos Roman, angesiedelt im Veneto um 1900, und genauso kitschig wie der Titel ist das gesamte Buch. Von der gottesfürchtigen Mutter über den verschwiegenen, unbeugsamen Vater bis zum triebgesteuerten Köhler fehlt kein Klischee. Nach dem Verschwinden des Patriarchen tritt die älteste Tochter Jole den gefährlichen Weg über die Berge an, so viel Gendergerechtigkeit muss sein: „Sie sah schön aus, wie sie auf ihrem Haflinger ohne Sattel saß, schön und stark, als könnte nichts und niemand auf der Welt sie aufhalten.“
Na dann! Verführerische Posen beim Baden im Gebirgsbach, wobei sie ihr langes Blondhaar wie Petrarcas Laura über ihre Schultern fallen lässt, werden durch ihre Treffsicherheit beim Schießen kontrastiert. Hinter jeder Tanne verbergen sich Bösewichter, am Ende gibt es Tote, und die Heldin kann zwar weder lesen noch schreiben, hat aber beim Betrachten des Monte Pavione gelehrte Vergleiche parat: „Seine Form hatte etwas Totemistisches, fast Sakrales.“ Zum Glück lugt dann auch eine gute Hirtin – die Gendergerechtigkeit – hinter den Felsen hervor, bis sogar der Papa wieder auftaucht. „So wenig ihr das Leben bisher auch geschenkt hatte, dieses Wenige verdankte sie einzig und allein der Kraft und dem Zusammenhalt der Familie.“ Dann ist ja alles paletti.
MAIKE ALBATH
Matteo Righetto: Die Seele des Monte Pavione. Aus dem Italienischen von Bruno Genzler. Blessing Verlag, München 2019. 240 S., 20 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Matteo Righettos Bestseller
„Die Seele des Monte Pavione“
Ein knorriger Bergbauer muss her, der in bester Italo-Anarcho-Manier gegen die Obrigkeit aufbegehrt, Tabak über die Grenze nach Österreich schmuggelt und durch irgendein Ungemach nicht zu seiner darbenden Familie zurückkehren kann, und zack, schon steht die Handlung eines internationalen Bestsellers. So hat es sich Matteo Righetto, Literatur-Dozent in Padua, ausgerechnet und damit Glück gehabt. Lizenzverkäufe in die halbe Welt, hymnische Besprechungen in Italien.
„Die Seele des Monte Pavione“ heißt Righettos Roman, angesiedelt im Veneto um 1900, und genauso kitschig wie der Titel ist das gesamte Buch. Von der gottesfürchtigen Mutter über den verschwiegenen, unbeugsamen Vater bis zum triebgesteuerten Köhler fehlt kein Klischee. Nach dem Verschwinden des Patriarchen tritt die älteste Tochter Jole den gefährlichen Weg über die Berge an, so viel Gendergerechtigkeit muss sein: „Sie sah schön aus, wie sie auf ihrem Haflinger ohne Sattel saß, schön und stark, als könnte nichts und niemand auf der Welt sie aufhalten.“
Na dann! Verführerische Posen beim Baden im Gebirgsbach, wobei sie ihr langes Blondhaar wie Petrarcas Laura über ihre Schultern fallen lässt, werden durch ihre Treffsicherheit beim Schießen kontrastiert. Hinter jeder Tanne verbergen sich Bösewichter, am Ende gibt es Tote, und die Heldin kann zwar weder lesen noch schreiben, hat aber beim Betrachten des Monte Pavione gelehrte Vergleiche parat: „Seine Form hatte etwas Totemistisches, fast Sakrales.“ Zum Glück lugt dann auch eine gute Hirtin – die Gendergerechtigkeit – hinter den Felsen hervor, bis sogar der Papa wieder auftaucht. „So wenig ihr das Leben bisher auch geschenkt hatte, dieses Wenige verdankte sie einzig und allein der Kraft und dem Zusammenhalt der Familie.“ Dann ist ja alles paletti.
MAIKE ALBATH
Matteo Righetto: Die Seele des Monte Pavione. Aus dem Italienischen von Bruno Genzler. Blessing Verlag, München 2019. 240 S., 20 Euro.
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»ein beeindruckendes, nahezu perfekt geschriebenes Buch« WDR 4