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Du hast die Vergangenheit hinter dir gelassen. Doch sie holt dich gnadenlos ein ...
Die ehemalige Mordermittlerin Carla Seidel hat sich von Hamburg ins idyllische Wendland versetzen lassen. Dort wagt sie mit ihrer hochsensiblen Tochter Lana in einem alten Fachwerkhaus einen Neuanfang. Doch dann wird der 18-jährige Justus tot aufgefunden, seine Augen auf grausame Weise durch Spiegelscherben ersetzt. Carla übernimmt den Fall und hat schnell das ungute Gefühl, dass niemand, nicht einmal die Eltern, Justus richtig kannte. Als Lana bei einer Mitschülerin ein Tattoo entdeckt, das der tote Junge…mehr

Produktbeschreibung
Du hast die Vergangenheit hinter dir gelassen. Doch sie holt dich gnadenlos ein ...

Die ehemalige Mordermittlerin Carla Seidel hat sich von Hamburg ins idyllische Wendland versetzen lassen. Dort wagt sie mit ihrer hochsensiblen Tochter Lana in einem alten Fachwerkhaus einen Neuanfang. Doch dann wird der 18-jährige Justus tot aufgefunden, seine Augen auf grausame Weise durch Spiegelscherben ersetzt. Carla übernimmt den Fall und hat schnell das ungute Gefühl, dass niemand, nicht einmal die Eltern, Justus richtig kannte. Als Lana bei einer Mitschülerin ein Tattoo entdeckt, das der tote Junge als Narbe auf seinem Oberschenkel trug, überschlagen sich die Ereignisse, und Carla wird klar: Die Vergangenheit holt dich immer ein ...
Autorenporträt
Sia Piontek ist das Pseudonym einer ehemaligen Verlagsprogrammleiterin, die bereits mehrere Romane veröffentlicht hat. 'Die Sehenden und die Toten' ist der Auftakt ihrer im Wendland angesiedelten Kriminalromanreihe um die Ermittlerin Carla Seidel. Wenn sie nicht gerade schreibt, arbeitet Sia Piontek als Schreibcoach und freie Lektorin. Sie lebt mit ihrer Tochter in Hamburg und im Wendland.
Autoreninterview
Interview mit Sia Pontek

„Die Sehenden und die Toten“ bildet den Auftakt zur Krimireihe um die Ermittlerin Carla Seidel. Carla ermittelt im Wendland und lebt dort in einem Vier-Ständer-Fachwerkhaus mit ihrer 17-jährigen Tochter Lana. Wie würden sie Lana charakterisieren?
Lana ist eine wirklich bemerkenswerte junge Frau. Sie lebt für einen Teenager auffallend zurückgezogen, alltägliche Dinge können sie überfordern, weil sie Reize von außen so intensiv wahrnimmt. Gleichzeitig ist sie in höchstem Maße einfühlsam und sieht mehr, als viele andere Menschen sehen. Ich kam auf sie, weil ich mich seit drei Jahren mit dem Human Design beschäftige – eine Art Erkenntniswissenschaft, die unseren einzigartigen energetischen Fingerabdruck beschreibt. Es gibt in diesem System fünf „Typen“. Unter anderem den „Reflektor“, der sich dadurch auszeichnet, dass er von allen Menschen die Stimmungen und Empfindungen aufnehmen kann, sich selbst aber nicht so eindeutig spürt.
Lana ist eine solche Reflektorin.
Zudem verbindet Mutter und Tochter auf je ihre Art die gewaltvolle Vergangenheit mit ihrem Vater – aber Lanas Perspektive ist natürlich eine andere als die ihrer
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Interview mit Sia Pontek

„Die Sehenden und die Toten“ bildet den Auftakt zur Krimireihe um die Ermittlerin Carla Seidel. Carla ermittelt im Wendland und lebt dort in einem Vier-Ständer-Fachwerkhaus mit ihrer 17-jährigen Tochter Lana. Wie würden sie Lana charakterisieren?
Lana ist eine wirklich bemerkenswerte junge Frau. Sie lebt für einen Teenager auffallend zurückgezogen, alltägliche Dinge können sie überfordern, weil sie Reize von außen so intensiv wahrnimmt. Gleichzeitig ist sie in höchstem Maße einfühlsam und sieht mehr, als viele andere Menschen sehen. Ich kam auf sie, weil ich mich seit drei Jahren mit dem Human Design beschäftige – eine Art Erkenntniswissenschaft, die unseren einzigartigen energetischen Fingerabdruck beschreibt. Es gibt in diesem System fünf „Typen“. Unter anderem den „Reflektor“, der sich dadurch auszeichnet, dass er von allen Menschen die Stimmungen und Empfindungen aufnehmen kann, sich selbst aber nicht so eindeutig spürt.
Lana ist eine solche Reflektorin.
Zudem verbindet Mutter und Tochter auf je ihre Art die gewaltvolle Vergangenheit mit ihrem Vater – aber Lanas Perspektive ist natürlich eine andere als die ihrer Mutter. Dieses Spannungsfeld zu inszenieren hat mich sehr gereizt.

Das Wendland ist Idylle pur. Doch nach und nach erleben wir in „Die Sehenden und die Toten“, dass die Idylle trügt. Der 18-jährige Justus wird ermordet. Für seine Mutter war er „von Schönheit umgeben“, doch die Jugendlichen aus Justus‘ Klasse zeichnen ein ganz anderes Bild …
Nun, an Justus scheiden sich wohl die Geister. Entweder man vergöttert ihn oder man hasst ihn. Justus konnte so charmant, aufmerksam und sinnlich sein, dass ein paar der Mädchen – und Jungen – ihm verfielen. Gleichzeitig suchte er stets die Grenzerfahrung. Lust durch Schmerz, das Überwinden des Körpers, um die reine Geistigkeit zu finden, und konnte ziemlich grausam und egozentrisch sein. Manche erlagen ihm. Andere wandten sich eher ab. Je nach eigener emotionaler Beschaffenheit, würde ich sagen.

Auch Sie leben, wie Carla Seidel, teilweise im Wendland, aber auch in Hamburg, zusammen mit Ihrer Tochter. Wie viel von Ihnen steckt in der Figur Carla Seidel?
Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich nicht Carla bin. Carla ist so tough und durchgängig klar – trotz ihrer Brüche und ihrer Geschichte. Ich selbst bin das auch, aber nicht so eindeutig. Ich fürchte, Carla weiß besser um sich als ich manchmal …

Was ist Ihr Lieblingsort im Wendland und welcher ist es in Hamburg?
Ganz ehrlich: Das ganze Wendland ist mein Lieblingsort. Egal, ob ich bei Rehbeck einfach durch die Felder fahre, in Satemin das historische Rundlingsdorf bewundere, bei Hitzacker den Elbwanderweg abschreite oder in Meuchefitz eine BioZisch trinke – ich finde das Wendland insgesamt so betörend schön und so erfrischend selbstverständlich in seiner Friedfertigkeit.
In Hamburg (überlegt) … sitze ich sehr gern am Elbstrand und schaue den großen Containerschiffen beim Ein- oder Auslaufen zu. Der Hafen ist für mich der schönste Teil Hamburgs. Und die Talstraße mit dem einzigartigen Tanzschuhgeschäft!

„Sia Piontek“ ist ein Pseudonym. Vor ihrer Karriere als Autorin waren sie Verlagsprogrammleiterin. Wie war Ihr Weg hin zum Schreiben?
Mein erstes Buch veröffentlichte ich 2005. „Lackschaden“ hieß es. Das war berauschend, und danach wollte ich unbedingt weiterschreiben, aber ich war wie blockiert. 2005 nahm ich jedoch auch die Festanstellung in einem Verlag an, und ich bin überzeugt, dass meine kreative Energie von der Arbeit im Verlag, dem Management, der Personalverantwortung schlicht geschluckt wurde. Offenbar fehlte mir der innere Raum. Denn es ist schon erstaunlich, dass ich 2019 in die Selbstständigkeit ging und seitdem neun Bücher veröffentlicht habe. Es kam einfach zurück und jetzt fließt es.

„Die Sehenden und die Toten“ ist Ihr erster Kriminalroman. Was interessiert Sie an diesem Genre besonders – als Autorin und als Leserin?
Also, als Rezipientin konsumiere ich schon seit Jahren nur Krimis. Als Buch, im TV, als Serie. Das ist schon fast eine Macke. Ich gucke oder lese nichts anderes! Ich hätte mir jedoch nie zugetraut, selbst einen Krimi zu schreiben. Ich dachte, ich könne das nicht – falsche Fährten legen, alle Fäden in der Hand halten und sie am Ende erfolgreich zusammenführen. Dass ich es dann doch tat, habe ich einer Freundin zu verdanken, die im August 2022 einfach darauf beharrte: Du musst endlich einen Krimi schreiben. Das Exposé zu „Die Sehenden und die Toten“ war dann wirklich nach drei Tagen fertig!

Wie geht es weiter mit Carla Seidel? Wann erscheint Band 2, und was können Sie uns darüber schon verraten?
Band 2 ist bereits fertig und geht gerade ins Lektorat, erscheint aber wohl erst im Frühjahr 2025. Da müssen wir uns noch ein wenig gedulden. Dann haben wir es zunächst mit einer Jagdgesellschaft und „Altem Adel“ zu tun. Das erste Opfer wird während einer Drückjagd brutal niedergestochen. Die Spuren führen nach einer Weile in das Umfeld der Windparkanlagen. Auch persönliche Motive könnten eine Rolle spielen. Doch dann gibt es ein zweites Opfer und damit ist nichts mehr so, wie es schien …

Interview: Literaturtest, 2024
Krimi des Monats June 2024
Sia Piontek, „Die Sehenden und die Toten“

Carla Seidels Bedarf an Gewalterfahrungen ist hinreichend gedeckt. Ihren Job als Kriminalkommissarin in Hamburg hat sie nach der spektakulären Festnahme eines Serienkillers, genannt „Kiez-Beißer“, hinter sich gelassen. Nun arbeitet sie im Wendland, überqualifiziert, klar, aber die Polizeistation Dannenberg ist genau das, was Carla jetzt braucht. Idylle, Ruhe, Natur pur. Sie lebt mit ihrer hochsensiblen Tochter Lana, 17 Jahre alt, in einem Vier-Ständer-Fachwerkhaus, keine 100 Meter vom Naturschutzgebiet Elbtalauen entfernt. Nun kümmert sie sich um Sickergruben, anstatt sich den neuesten Film in einem Hamburger Kino anzuschauen und danach noch einen Absacker in einer Bar zu trinken. Doch dann tun sich auch in der Idylle des Wendlands Abgründe auf ...

Der 18-jährige Justus sitzt tot auf einer Bank. Ermordet. Der Mörder hat ihm die Augen entfernt und stattdessen Spiegelscheiben eingesetzt. Wann zuletzt ein Mord im Wendland passierte? Schon ewig her. Carla ist gefragt. Und muss sich auch noch mit dem Leiter der Polizeistation Dannenberg, Constantin Becker, herumärgern. Der wird bald 60 und ist es gewohnt, während der Dienstzeit schon mal in den Baumarkt zu fahren. Passiert ja sonst nicht viel hier, außer vielleicht Trunkenheit am Steuer in den Sommermonaten, wenn viele Touristen unterwegs sind.

Carla hat beim ersten Kontakt mit einem Mordopfer ihre eigene Methode: die Leiche ganz genau betrachten, dann die Augen schließen, alles abspeichern und in einen Dialog mit dem Toten treten. Einen stummen Dialog natürlich. Ob ihr das bei Justus hilft? Der junge Mann ist auffallend schön, gut gekleidet und kommt aus einer wohlhabenden Familie. Wendland-Adel sozusagen. Seine Mutter sagt, um ihn herum sei nur Schönheit ... ein merkwürdiger Satz, findet Carla. Aber sie kann noch nicht genau sagen, was daran merkwürdig ist. Für sie wirkt Justus wie die junge Hauptfigur Tadzio aus der Verfilmung von „Der Tod in Venedig“ von Thomas Mann. War Justus schwul? Die Mitschüler von Justus sind erstmal wenig hilfreich. Einsilbig und verschlossen.

Das kennt Carla auch von Lana, ihrer Tochter. Doch Lana ist anders, beschäftigt sich mit Human Design und bezeichnet sich als „Reflektorin“. Sie weiß, dass ihrer Mutter nicht wirklich klar ist, wie viel sie mitbekommt. Denn sie bekommt alles mit, so feinstofflich ist sie veranlagt. Die Energie anderer Menschen strömt sozusagen auf Lana ein. Und ihre Intuition ist einzigartig. Wenn Carla wüsste, dass Lana beschlossen hat, sich bei den Mitschülern von Justus umzuhören, würde sie ihr das natürlich verbieten. Doch Lana, die sonst viel in ihrem abgedunkelten Zimmer abhängt, will genau das tun. Ob sie damit den Mörder von Justus auf sich aufmerksam macht?

Nach und nach wird Carla klar: Niemand kannte Justus wirklich. Die Wendland-Idylle ist keine mehr. Dysfunktionale Familien, lebensgefährliche Jugendchallenges, und dann scheint Carla auch noch mit jemandem aus ihrer Vergangenheit konfrontiert zu werden. Kann es wirklich sein, dass sie ihr gewalttätiger Ex trotz Kontaktverbot beobachtet? War jemand in ihrem Haus? Carlas Vergangenheit ist kompliziert, schmerzhaft. Eigentlich hat sie ihren Alkoholkonsum im Griff, das war früher anders. Doch bleibt das so, oder bekommen die Dämonen wieder Macht über Carla?

Sia Piontek ist mit „Die Sehenden und die Toten“ ein fantastischer Auftakt für die Carla-Seidel-Reihe gelungen. Vielschichtig, authentisch und intelligent erzählt sie über Beziehungen, innere Dämonen und darüber, dass eigentlich nichts so ist, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint. Der Kontrast des Abgründigen zum idyllischen Wendland – auch über diesen Landstrich erfährt man eine Menge – ist besonders reizvoll. Wir freuen uns schon auf Fall zwei für Carla Seidel! Wann dieser erscheint, erzählt uns Pia Siontek unter anderem im buecher.de-Interview.

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Rezensionen
»Kluge Story, super recherchiert.« Für Sie