Welches Erkenntnispotential steckt in Kunst, und wie verhält sie sich zur Wissenschaft? Was vermag die Intuition gegenüber der Empirie zu leisten? Ausgehend von der These des ‚Künstlers als kritischem Seismograph seiner Zeit‘ geht Georg Karner diesen Fragen am Beispiel der wissenschaftlichen, literarischen und malerischen Auseinandersetzung mit der Narzissmusthematik in Wien um 1900 auf den Grund, ohne dabei die Kunst und die gesellschaftlichen Entwicklungen der Gegenwart aus den Augen zu verlieren. ‚Die Sehnsucht nach dem Spiegel‘ zeigt eindrucksvoll, wie ein genuin literatur- und kunstwissenschaftlicher Forschungsansatz Antworten auf kultur- und sozialgeschichtliche Fragen zu geben vermag. Die Verflechtung von Erkenntnis, Wissenschaft und Kunst, Text und Kontext, Bild und Perspektive sowie Praktiken der Kodierung und Dekodierung werden beleuchtet und zu einem Modell aktueller kultur- und sozialwissenschaftlicher Praxis avanciert.