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Von der Liebe zur Musik, einem unstillbaren Kinderwunsch und dem Gefühl, sich entscheiden zu müssen
Alice ist auf der Höhe ihres Schaffens. Vom Königlichen Symphonieorchester in Amsterdam erhält sie den Auftrag, anlässlich des hundertjährigen Jubiläums ein Stück zu komponieren. Dass sie im Alltag ihr Geld mit dem Schreiben platter Werbemelodien verdient, weiß dank Pseudonym niemand, dennoch hinterlässt dieser Umstand tiefe Kratzer in ihrem Selbstbild. Auch ihre schwierige Kindheit und die Erinnerung an ihre ersten Beziehungen lasten schwer. Und dann drängt ihr Privatleben aus einem weiteren…mehr

Produktbeschreibung
Von der Liebe zur Musik, einem unstillbaren Kinderwunsch und dem Gefühl, sich entscheiden zu müssen

Alice ist auf der Höhe ihres Schaffens. Vom Königlichen Symphonieorchester in Amsterdam erhält sie den Auftrag, anlässlich des hundertjährigen Jubiläums ein Stück zu komponieren. Dass sie im Alltag ihr Geld mit dem Schreiben platter Werbemelodien verdient, weiß dank Pseudonym niemand, dennoch hinterlässt dieser Umstand tiefe Kratzer in ihrem Selbstbild. Auch ihre schwierige Kindheit und die Erinnerung an ihre ersten Beziehungen lasten schwer. Und dann drängt ihr Privatleben aus einem weiteren Grund in die Arbeit am Stück: Alice wird bald vierzig, und der Wunsch, Mutter zu werden, mit jedem Tag lauter. Doch die Sorge, dass ihre Musik unter einem Kind leiden könnte, lässt sie nicht los …

»Die Seilspringerin« ist ein Roman über Kunst und Liebe, Schaffen und Mutterschaft, und erzählt ein menschliches Leben in seiner ganzen Zerbrechlichkeit.

Autorenporträt
Anna Enquist wurde 1945 in Amsterdam geboren, ist ausgebildete Konzertpianistin und arbeitete lange Jahre als Psychoanalytikerin. Seit 1991 veröffentlicht sie Gedichte, Romane und Erzählungen. Ihre Werke wurden mit mehreren Preisen ausgezeichnet und in fünfzehn Sprachen übersetzt. Anna Enquist lebt in Amsterdam.
Rezensionen
»Mit liebevoller Sorgfalt breitet Enquist zwei Musiker-Daseinsformen aus, ohne je langatmig zu werden.« Simone Dattenberger / Münchner Merkur

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die Autorin Anna Enquist ist sowohl Klavierspielerin als auch Psychologin, weiß Kritiker Thomas Combrink. Diese zwei Tätigkeiten sieht er auch in ihrem Roman um eine Komponistin widergespiegelt, die sich wegen ihres Kinderwunsches behandeln lässt. Alice schwankt zwischen dem Wunsch nach einem Kind und der Angst davor, was das für ihre Arbeit bedeutet, zwischen "entzückter Erwartung" und "Was soll ich tun?", als sie dann doch schwanger wird, so Combrink. Ein Roman, der dem Rezensenten tiefen Einblick in das ambivalente Gefühlsleben einer Frau mit Kinderwunsch verschafft.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.08.2024

Haydns "Schöpfung" als Mahnung
Anna Enquists Roman "Die Seilspringerin" über den Kinderwunsch einer erfolgreichen Komponistin

Klavierspiel und Klinische Psychologie studierte die Schriftstellerin Anna Enquist, die 1945 in Amsterdam geboren wurde. In ihrem Roman "Die Seilspringerin" bringt sie beide Interessen zusammen. Das Buch handelt von der verheirateten Komponistin Alice Augustus, deren großer Wunsch es ist, ein Kind zu bekommen. Um dieses Ziel zu realisieren, lässt sie sich in einer Klinik behandeln.

Erzählt wird der Roman aus personaler Perspektive, aber gelegentlich spricht die Protagonistin direkt von sich. Der Text besitzt einen episodischen Charakter. Geschildert wird das Leben der Musikerin von ihrer Jugend bis zum Alter von vierzig. Die Sprünge zwischen den Zeitebenen sind manchmal verwirrend, was auch mit den kurzen Kapiteln im Buch zusammenhängt. Weil der Roman den Gedanken und Gefühlen der Protagonistin folgt, ist die Sprache der mündlichen Redeweise angenähert. Der Ton der Erzählung resultiert also aus dem Wortschatz von Alice Augustus. Dieses Vokabular ist dem alltäglichen Gebrauch entnommen, die Sätze haben dienende Funktion und passen sich den emotionalen Zuständen der Personen an.

Gelungen ist das Buch von Anna Enquist, weil es konsequent zwei Seiten im Charakter der Hauptfigur nachzeichnet und damit Facetten im Wesen dieser Frau darstellt, die sich scheinbar widersprechen: "Auf dem Fahrrad denkt sie flüchtig an die Touren in die Klinik, wie anders sie sich dann fühlt und wie eigenartig das ist. Die Angst, der Zweifel und der Widerwillen, die sie überkommen, wenn sie zu einem Ultraschall oder einer Konsultation unterwegs ist, erscheinen ihr jetzt seltsam, als wäre das nicht sie, die zaghafte Frau. Die Frau, die jetzt zum Konzertsaal radelt, ist selbstbewusst und empfindet eine Art Vergnügen, eine entzückte Erwartung."

Die Welt der Kunst und die Realität der Kinderlosigkeit sind getrennte Bereiche. Die Beschäftigung mit Leben und Werk von Joseph Haydn ermöglicht es Alice Augustus allerdings, beide Situationen miteinander zu verbinden. Denn der Komponist hatte ebenfalls keine Nachkommen. Haydns Oratorium "Die Schöpfung" ist für die Musikerin einerseits inspirierend, andererseits stellt es eine biologische Mahnung dar, einen Hinweis auf die problematische Zeugung eines Kindes. Dieses Thema reflektiert die Komponistin dann auch in ihrem Werk: In einem Stück stellt sie den Herzschlag eines Babys mit dem Schlagzeug nach.

Mit der "Schöpfung" von Haydn stellt sich gleichzeitig die Frage nach der Kreativität in der Kunst. Alice Augustus zweifelt an ihrem Kinderwunsch beim Gedanken daran, dass die Beschäftigung mit dem kleinen Menschen ihr keine Zeit mehr lassen könnte fürs Komponieren. Ihre Schwägerin Floor, die als bildende Künstlerin arbeitet, berichtet davon, dass sie kaum mehr Interesse an ihrem Werk hatte, als sie sich um ihre Sprösslinge kümmerte. Und Duk van Dijk, der Lehrer von Alice Augustus am Konservatorium, sagt zu ihr: "Ein Kind frisst deine Willenskraft und deine Konzentration. Das sind Dinge, die du unbedingt brauchst, wenn du etwas erschaffen willst." Sie beginnt eine Beziehung mit ihrem Mentor, der vierzig Jahre älter ist als sie. Van Dijk aber trennt sich von ihr, als sie ein Kind von ihm erwartet. Sie will das Baby abtreiben lassen, aber vorher kommt es zu einer Fehlgeburt. Davon erzählt sie einem Mediziner in der Klinik, ihrem Ehemann aber nicht.

Anna Enquist hat einen psychologischen Roman geschrieben, in dem es um die Analyse von Gefühlen geht. Zentral dabei ist das Motiv des Kinderwunschs. Alice ist eifersüchtig auf ihre Freundin Svea, die fünf Kinder hat. Gleichzeitig findet sich im Buch häufiger der Ausdruck "Sehnsucht", den die Protagonistin einerseits auf den eigenen erhofften Nachwuchs, andererseits auch aufs Komponieren bezieht. Die Unfähigkeit zur biologischen Zeugung kontrastiert die Autorin geschickt mit dem kreativen Potential der Hauptfigur bei ihrer Musik. Am Schluss des Romans wird sie schwanger, aber es bleibt offen, wer der Vater des Kindes ist.

Im niederländischen Original heißt das Buch "Sloop", was so viel wie "Abriss" bedeutet. "Die Seilspringerin" des deutschen Titels verdankt sich der Skulptur eines Mädchens an einer Hauswand, die abgerissen wird. Als Alice den Auftrag bekommt, für das Jubiläum des Königlichen Symphonieorchesters ein Werk zu komponieren, nennt sie es "Abriss" und versucht das Seilspringen und dessen Zerstörung musikalisch nachzuahmen. Am Schluss nimmt sie den Applaus des Publikums entgegen, aber was sie denkt, ist: "Jesus Christus, ich bin schwanger. Ein Versehen. So war das doch nie gemeint. Nein. Was soll ich um Himmels willen tun, was soll ich tun? Hier stehe ich, hilf mir, schwanger, nein, nein. Nein!" THOMAS COMBRINK

Anna Enquist: "Die Seilspringerin". Roman.

Aus dem Niederländischen von Hanni Ehlers. Luchterhand

Literaturverlag,

München 2024.

304 S., geb., 24,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
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