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Der rundliche Rheinländer Altfried Janich findet nach der Wiedervereinigung eine Stelle im »Ostschloss«, einem alten Barockbau, der neuerdings eine psychiatrische Anstalt beherbergt. Hier hält er es für seine Aufgabe, seinen Patienten gegenüber die Sonnenposition einzunehmen, ihnen eine Orientierung zu geben. Als sein Freund Odilo durch einen rätselhaften Autounfall zu Tode kommt, gerät er selbst auf die Nachtseite der Dinge. Patienten rücken ihm zu nahe, Erinnerungen bedrängen ihn, seine Familiengeschichte holt ihn ein. Alle Geschichten seines Lebens scheinen hier zu enden, und bald stellt…mehr

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Produktbeschreibung
Der rundliche Rheinländer Altfried Janich findet nach der Wiedervereinigung eine Stelle im »Ostschloss«, einem alten Barockbau, der neuerdings eine psychiatrische Anstalt beherbergt. Hier hält er es für seine Aufgabe, seinen Patienten gegenüber die Sonnenposition einzunehmen, ihnen eine Orientierung zu geben. Als sein Freund Odilo durch einen rätselhaften Autounfall zu Tode kommt, gerät er selbst auf die Nachtseite der Dinge. Patienten rücken ihm zu nahe, Erinnerungen bedrängen ihn, seine Familiengeschichte holt ihn ein. Alle Geschichten seines Lebens scheinen hier zu enden, und bald stellt sich die Gewissheit ein, dass er aus dem Schloss nicht mehr wegkommen wird. Ein Roman über die Macht der Zeit, über Erinnerung und zeitlose Verbundenheit. Ein Roman über fragile Identitäten, über den schönen Schein und die Suche nach dem inneren Licht - funkelnd, glasklar und von subtiler Spannung.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D, I ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Marion Poschmann wurde in Essen geboren und lebt heute in Berlin. Für ihre Lyrik und Prosa wurde sie mit zahlreichen renommierten Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bremer Literaturpreis 2021 für ihren Lyrikband Nimbus und im selben Jahr mit dem WORTMELDUNGEN-Literaturpreis. Zuletzt erhielt sie 2023 den Joseph-Breitbach-Preis für ihr Gesamtwerk.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2013

Alles ist erleuchtet

Wie viele Metaphern für Licht passen in einen Roman? Der Rekordversuch von Marion Poschmann

Dieser Roman, der auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises steht und mit dem die 44-jährige Suhrkamp-Autorin in der vergangenen Woche den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis gewonnen hat, wurde seit seinem Erscheinen gelobt, wo immer von ihm die Rede war. "Sonnenposition" von Marion Poschmann, hieß es, sei einer der sprachmächtigsten und kunstvollsten Romane des Herbstes, der zeige, was eine Lyrikerin als Prosaautorin zu leisten vermöge. Mit ihm schenke Poschmann, eine Romantikerin, eine Schriftstellerin, der es ums Ganze gehe, um eine Universalpoesie, die Poetisierung der Welt in all ihren Erscheinungen, den Dingen ein inneres Leuchten. Die Autorin wurde für bezaubernde Wortschöpfungen wie "Pyramidenschweigsamkeit" gepriesen und für gewichtig poetisierte Kapitelüberschriften: "Glühbirnengleichnis", "Tapeten eines Lebens", "Flüssigstrümpfe", "Die Schönheit des Staubs" oder "Blumenmumien".

"Sonnenposition" hat, da gibt es keinen Zweifel, eine besondere lyrische Kraft: "Die Sonne bröckelt", heißt der erste Satz des Romans, mit dem ein Metaphernfeld angerissen wird, das die ganze Komposition durchzieht. Es geht um Licht und Finsternis, um Aufklärung und Romantik, Tag und Nacht. Wobei mit der bröckelnden Sonne am Anfang nicht etwa ein Himmelsgestirn gemeint ist, sondern die brüchige Stuckdecke im Speisesaal jener Psychiatrie, in der der rheinländische Held Altfried Janich nach der Wiedervereinigung eine Stellung findet.

Als Therapeut versucht er, für seine Patienten wie die Sonne zu sein, ihnen die Orientierung wiederzugeben, die sie, stressbedingt, durch die deutsche Einheit verloren haben. Er sieht sich in eine "sonnenkönighafte Lage" gebracht, die ins Wanken gerät, als sein Freund Odilo bei einem Autounfall ums Leben kommt, ein Fachmann für Biolumineszenz, der sein Leben verliert, weil er ohne Licht gefahren ist. Von Erinnerungen bedrängt, gerät Altfried selbst auf die Nachtseite des Lebens. Ihm kommt die "Position des generellen Überblicks" abhanden.

Marion Poschmann scheint gar nicht genug kriegen zu können von ihren Hell- und Dunkel-Metaphern, strickt ein dichtes Gewebe von Bezügen, von Doppelsonnen, Nebensonnen, Irrlichtern, Leuchtmäusen, Sonnensteinen, Leuchtquallen, Polarlichtern und sonstigen Lichtquellen, die gegen die Finsternis an- und in sie hineinblenden. So schiebt sich die Sprache des Romans vor die Handlung.

Darum, "wie" etwas gesagt wird, und nicht, "was" gesagt wird, scheint es hier vorrangig zu gehen: "Auf dem Computerbildschirm legte Odilo die Dunkelbilder übereinander. Das Dunkelfeld wies erhebliche Unregelmäßigkeiten auf, es zeigte verzitterte Wellen wie auf einer Meeresoberfläche bei wenig Wind. Er lud das Biolumineszenzbild hoch und subtrahierte von diesem das gemittelte Dunkelbild. Das Lichtsignal brach ellipsenförmig aus der Schwärze; kein Mond, eher ein Loch, ein Glutkern, der sich vorfrißt und alles zu entzünden droht; ein Loch, das den Blick, der vom Schwarz abprallte und auf sich selbst zurückgeworfen wurde, in sich hineinzog, in eine gleißende äußerste Ferne", liest man da. Oder: "Sie vermeinte, ein indirektes Licht zu sehen, von einer verborgenen Quelle auf die Oberfläche des Wassers geworfen, aber es kam von unten. Lichtgespinste unter Wasser, ein unwirkliches Licht, als sähe sie ihre Augenlider von innen."

Und da liegt dann auch das Problem. Zwar ist das Ganze aufwendig, fleißig, vielschichtig, kunstvoll und natürlich auch intelligent zusammenkomponiert. Es berührt nur nicht. Es wirkt in seiner ganzen prätentiös-lyrischen Sprachzauberei aufdringlich, immerzu bedeutungsschwer, bis einem die ewige Licht- und Finsternisgeschichte - so originell sind diese Metaphern ja nun auch wieder nicht! - anfängt, auf die Nerven zu gehen.

"Sonnenposition" mag als Komposition und ausgefeiltes Sprachfeuerwerk mit seinen barocken Adjektivausschweifungen und seiner Metapherndichte auf den ersten Blick besonders literarisch anmuten. Doch trägt der Roman das Literarische effekthascherisch und aufdringlich vor sich her. Marion Poschmann schreibt mit einem besonders ausgeprägten Kunstwillen. Wörter wie "gleißend", "Lichtgespinste", "Hirngespinste", "Traumgebilde", die "flirrenden Wolken" oder das "nichtige Dunkel", das jemand zu sehen "vermeint" - sie wirken an so vielen Stellen im Roman wie eine Karikatur dessen, was man sich unter "Literatur" oder "Poesie" vorstellen könnte, gehen aber über das bloße Stereotyp oft nicht hinaus.

Dass diese Art des Schreibens unter Literaturkritikern und in Literaturpreisjurys so beliebt ist, während Romane, die in einer eher amerikanischen Tradition stehen, mit einer direkten, unverstellten oder hart analytischen Sprache erzählt sind, für Literaturpreise oft nicht in Frage kommen, ist deprimierend. "Marion Poschmann ist eine Meisterin der Camouflage und der Mimikry, der Spiegelung und Täuschung, der Dialektik des Sich-Zeigens und des Verbergens", hieß es diese Woche in der Begründung der Jury des Raabe-Literaturpreises für Marion Poschmann. Sie schreibe eine Prosa, die "beim lauten Lesen ihr sprachliches Aroma ganz besonders entfaltet". Am Ende kriegt jede Literaturkritik eben die Literatur, die sie verdient.

JULIA ENCKE

Marion Poschmann: "Die Sonnenposition". Suhrkamp, 340 Seiten, 19,95 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Marion Poschmann ist eines der großen Talente ihrer Generation, soviel steht für Susanne Mayer fest, und mit ihrem neuen Roman "Die Sonnenposition" hat sie das erneut unter Beweis gestellt. Zwei Helden hat diese Geschichte, berichtet Mayer: Altfried, ein westdeutscher Psychiater, ist nach der Wende in den Osten gegangen, um dort zu arbeiten; Odilo ist einer seiner ehemaligen Patienten und zu Beginn des Buches bereits tödlich verunglückt; Altfried erzählt von ihrer Freundschaft, die nie wirklich eine war, von seiner Heimat Bonn, von dem Schlösschen in Ostdeutschland, in dem er als Psychiater seinen eigenen Kosmos geschaffen hat, in dem er für seine Patienten die Sonnenposition einnimmt, wie die Rezensentin schreibt: Alles kreist um ihn und er sieht alles. Poschmann wechselt zwischen dem bedrückenden "Sound der Pharmaindustrie" und ihrer eigenen bildreichen Sprache hin und her, berichtet Mayer. Aber auch die Lyrikerin gibt sich zu erkennen, verrät die Rezensentin, zum Beispiel wenn Poschmann "Wolkenfetzen von widerlicher Unentschlossenheit" beschreibt, und in diesen Momenten will Mayer das Buch gar nicht mehr zuklappen.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Ein philosophisch hochintelligenter und erzählerisch virtuoser Roman ... Über die Dämonen der Aufklärung und die Schattenzonen der menschlichen Psyche ist schon Iange kein so kluges und aufwühlendes Buch mehr geschrieben worden.« Michael Braun Neue Zürcher Zeitung 20131005