Studienarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,0, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Historisches Seminar), Veranstaltung: Das Täufertum zu Münster 1534/1535, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Täuferherrschaft zu Münster 1534-1535 hat die Historiker immer wieder beschäftigt. Nicht nur, weil sie in der Zeit der Reformation eine politische Ausnahmeerscheinung bietet, sondern auch, weil durch sie das Ansehen des ganzen Täufertums stark geprägt, wenn nicht gar diskreditiert worden ist. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Darstellungen über dieses Thema, auch wegen den unterschiedlichen Interpretationen der Sozialstruktur des münsterischen Täufertums, zumeist tendenziös oder von ideologischen Einstellungen der Historiker geprägt. Zudem handelten sie die Täuferherrschaft vor allem auf Basis des Berichtes Hermann Kerssenbroiks ab, der selbst nicht objektiv urteilte. Eine lange Zeit herrschte daher ein verzerrtes Bild vor, das erst durch die Betrachtungen von Historikern in der 2. Hälfte des 20 Jahrhunderts berichtigt, zumindest aber aus seinen engen Erklärungsansätzen befreit wurde. Dies bewirkte vor allem die intensive Beschäftigung mit den zeitgenössischen Quellen und der damit verbundene neue Untersuchungsansatz, der auf die soziale Zusammensetzung der Stadt Münster vor und während der Täuferherrschaft abzielte.
Aufgabe der dieser Arbeit soll sein, den Forschungsstand im Hinblick auf diesen neueren Ansatz wiederzugeben. Unumgänglich wird dabei sein, Motive anzugeben, die den Einzelnen oder auch eine Gruppe dazu bewegt haben mögen, zum Täufertum zu konvertieren, um so die sozial-strukturelle Zusammensetzung zu erklären. Dabei lassen sich nur Vermutungen anstellen, da es unmöglich ist, den Menschen in die Köpfe zu schauen. Allein die Fakten der Quellen der Zeit, die Angaben über die soziale Zusammensetzung der Täuferanhängerschaft und die Träger des Täufertums zu Münster machen, können in Verbindung mit weiteren Erklärungsansätzen wie dem zeitgenössischen, politischen, wirtschaftlichen und religiösen Rahmen Indizien für diese Motive liefern.
Es ist aufgrund dieser Aufgabenstellung geboten, den Hauptteil der Arbeit so zu untergliedern, daß zuerst Blicke auf die Rahmenbedingungen, die zu der Errichtung der Täuferherrschaft beigetragen haben, und die Motive für die Konversion zum Täufertum geworfen werden. Im Anschluß daran soll die soziologische Zusammensetzung sowohl der Stadt vor dem ,,Tausendjährigen Reich" wie Münster später genannt werden sollte, als auch während der Täuferherrschaft betrachtet werden. Im Schlußteil wird ein Ausblick gegeben, welche Auswirkungen die Täuferherrschaft auf die unmittelbar Betroffenen hatte.