Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Theologie - Vergleichende Religionswissenschaft, Note: 1,7, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Institut für Religionswissenschaft), Veranstaltung: Gewalt, Ekstase, Verschwendung: Rationalität von Ritualen, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Gesellschaft der Kafiren ist aus wissenschaftlicher Perspektive ein relativ unbeachtetes Thema. In erster Linie mag das daran liegen, dass Afghanistan seit dem militärischen Einmarsch sowjetischer Truppen im Jahr 1979 nicht zur Ruhe kommt. Das politische Vakuum, das der Rückzug der sowjetischen Truppen hinterließ, konnte von den strengreligiösen Taliban, die als Sieger aus einem mehrere Jahre lang geführten Bürgerkrieg hervortraten, gefüllt werden. Der Einmarsch der Streitkräfte der U.S.A. führte zwar letztlich zum Sturz des – in weiten Teilen des Landes – verhassten Regimes der Taliban, mit einigem Recht könnte man jedoch behaupten, dass dies zugleich antiwestliche Ressentiments schürte. Somit liegen der Durchführung ethnologischer Studien aus nahe liegenden Gründen schwerwiegende Hindernisse im Weg. Daher ist diese Arbeit im Wesentlichen auf Publikationen früherer Jahre angewiesen, namentlich das Werk von Schuyler Jones von 1974. Im ersten Teil dieser Arbeit werden zunächst die entscheidenden Theoriekomponenten der Soziologie Pierre Bourdieus geschildert. Vorab sei gesagt, dass davon wiederum nur Ausschnitte aus komplexen Zusammenhängen angesprochen werden; und hier vor allen Dingen diejenigen Theorien, die im Hinblick auf eine – im zweiten Teil der Arbeit durchgeführte – Darstellung und Interpretation spezifischer gesellschaftlicher Aktivitäten der Kafiren von Bedeutung sind. Abschließend wird beurteilt in welchem Maße es sinnvoll ist, westliche Soziologie auf traditionelle Gesellschaftsstrukturen anzuwenden. Das oben angeführte Zitat des französischen Soziologen und Kulturwissenschaftlers Pierre Bourdieu (1930-2002) lässt erahnen, wie weitreichend seine Kritik an scheinbar allgemein-gültigen kultursoziologischen und klassentheoretischen Erkenntnissen sein kann. Nicht nur traditionalistische Marxisten sind von seiner durchsetzenden Kritik betroffen, sondern auch alle Formen logischen und moralischen Konformismus´ werden in Frage gestellt. Sein umfangreiches Werk (ca. dreißig Bücher, mehr als zweihundert Aufsätze und Vorträge und ungezählte Interviews) ist vor allem wegen seiner thematischen Vielfalt bemerkenswert. Bereits zu Lebzeiten avancierte Bourdieu zu einem Klassiker innerhalb der Soziologie und von ihm geprägte Begriffe wie „Habitus“ oder „kulturelles Kapital“ – auf die später näher eingegangen wird – standen in Mode.